Ausstellungen
gesichtslos – Frauen in der Prostitution
Prostitution stellt immer noch ein gesellschaftliches Tabuthema dar. Obwohl bereits 2002 die Sittenwidrigkeit der Prostitution abgeschafft und 2017 das deutsche Prostituiertenschutzgesetz in Kraft getreten ist, führt die Mehrheit dieser Frauen ein Leben abseits der sozialen Wahrnehmung. Die Öffentlichkeit hat oft einen voyeuristischen Blick auf Prostitution, wobei die verborgenen Parallelwelten und die damit verbundenen Belastungen unsichtbar bleiben. Frauen in der Prostitution wiederum sind täglich damit konfrontiert, ihre wahre Identität zu verbergen. In der Gesellschaft verstecken sie ihr Gesicht, träumen „gesichtslos“ von einem anderen Leben und leiden darunter, dass sie ihre Tätigkeit verstecken müssen. Hieraus entstand bei der Beratungsstelle Amalie des Diakonischen Werks Mannheim die Idee, eine Fotoausstellung zu gestalten, die diesen Zwiespalt und das zerrissene Leben der Frauen aufzeigt. Mit an Bord: der Fotograf Hyp Yerlikaya, der die Frauen zwei Jahre lang mit der Kamera begleitete. Insgesamt entstanden über die Zeit 1.800 Fotos, aus denen 40 Schwarz-Weiß-Fotografien nun erstmals in einer Ausstellung zu sehen sein werden. Die Anonymität und damit auch der Schutz der Abgebildeten werden immer wieder durch das Tragen weißer Masken gewahrt. In den Ausstellungstexten kommen die Frauen aber selbst zu Wort und berichten von ihren Erfahrungen, Ängsten, Sorgen, aber auch von Träumen und Hoffnungen. Begleitende Text-Dokumentationen klären über das Thema „Prostitution“ auf, bieten Fakten und Informationen zur Einordnung und erzählen die anonymisierten biografischen Geschichten der Frauen, denn die gesellschaftliche Sichtbarmachung und die Anregung eines öffentlichen Diskurses über die oftmals prekären Lebens- und Arbeitswelten von Prostituierten in Deutschland sind ein wichtiges Anliegen dieses Projektes. (Foto: Hyp Yerlikaya, Serie „Amalie“, 2021,
www.yerlikaya.de)