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Neu in Heidelberg: Das Mark Twain Center

Die Heidelberger Südstadt hat einen weiteren Anziehungspunkt hinzugewonnen: Dort hat sich in der Römerstraße 162 ein neues Projekt angesiedelt, das jetzt endlich offiziell bereit ist, Besuch zu empfangen. Das „Mark Twain Center“ widmet sich den transatlantischen Beziehungen und dem deutsch-amerikanischen Dialog, es blickt in die Vergangenheit, feiert die Gegenwart und schaut optimistisch auf die Zukunft. Mehr dazu berichtet Dr. Uwe Wenzel im Interview mit „Delta im Quadrat“.

Delta im Quadrat: Während wir an der aktuellen Ausgabe von „Delta im Quadrat“ arbeiten, laufen bei Ihnen gerade die Vorbereitungen für ein großes Projekt: die Eröffnung des „Mark Twain Center für transatlantische Beziehungen“ am 22. Mai in Heidelberg. Was ist das genau?

Dr. Uwe Wenzel: Das MTC ist ein neues Kultur- und Bildungszentrum in der Heidelberger Südstadt. Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht der Rückblick auf die gemeinsame Geschichte von Deutschen und US-Amerikanern und die Diskussion von allen Themen, die für das transatlantische Verhältnis aktuell und in Zukunft von Bedeutung sind. Dabei werden wir wissenschaftlich arbeiten, aber auch Bildungs- und Kulturangebote gestalten.

DiQ: Was können Sie uns über den speziellen Ort erzählen, an dem das Mark Twain Center jetzt seine Heimat gefunden hat?

UW: Das Mark Twain Center entsteht in einem Gebäude mit einer wechselhaften Geschichte. Es wurde 1937 als Offizierskasino für ein Infanterieregiment der Wehrmacht errichtet und zeigt viele bauliche Spuren aus dieser Vergangenheit. Nach dem Krieg diente es bis 2013 als Hauptquartier der US-Armee in Europa. Von hier aus wurden während des Kalten Kriegs bis zu 250.000 Soldatinnen und Soldaten befehligt und auch danach noch militärische Einsätze, zum Beispiel im Irak und in Afghanistan, vorbereitet und organisiert.

DiQ: Was hat das Ganze – und überhaupt Heidelberg – mit Mark Twain zu tun?

UW: Mark Twain ist Autor zahlreicher Reisebeschreibungen und hat auf seinen Studienreisen im Jahr 1878 auch drei Monate in Heidelberg verbracht. Er setzt sich in diesen Texten sehr intensiv mit den vermeintlichen Besonderheiten von Deutschen und US-Amerikanern auseinander und entlarvt auf seine sarkastische Weise Vorurteile und Stereotype, die unser aller Denken mitbestimmen. Dies macht ihn zu einem wunderbaren Motivator und Fixpunkt für unsere zukünftige Arbeit im Mark Twain Center.

DiQ: Und was kann man im MTC sehen bzw. erleben?

UW: Wir haben eine große multimediale Ausstellung geschaffen, die auf neuartige Weise Geschichte lebendig werden lässt. Wir zeigen am Beispiel Heidelbergs, wie sich die historisch enge Verbindung zwischen Deutschen und US-Amerikanern entwickelt hat, mit allen Höhen und Tiefen in unserer Beziehung. Heidelberg stand in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg oftmals im Zentrum weltpolitischer Entwicklungen, davon und vom Alltag des Miteinanders berichten 29 Zeitzeuginnen und Zeitzeugen in unserem Digitalen Dossier. Besuchende sind eingeladen, die Ausstellung und das Haus mit einem Tablet selbst zu erkunden und spielerisch Geschichte zu erfahren.

DiQ: Wie steht es um die transatlantische Perspektive heute? Seit Februar haben sich die globalen Strukturen ja schneller verändert, als man schauen konnte…

UW: Das transatlantische Verhältnis war in der jüngeren Vergangenheit immer wieder harten Belastungsproben ausgesetzt, der Krieg der USA im Irak oder die Spionage der amerikanischen NSA sind solche Beispiele. Die schreckliche Gegenwart des Krieges in der Ukraine zeigt aber erneut, dass wir aufgrund der historischen Erfahrungen aus den Weltkriegen gemeinsame Werte und multinationale Mechanismen entwickelt haben, um globalen Herausforderungen zu begegnen. Ich sehe hier eine gemeinsame Aufgabe von Deutschen und US-Amerikanern, diese Werte nicht nur zu propagieren, sondern auch konsequent vorzuleben.

DiQ: Auf was dürfen sich die Besucherinnen und Besucher in den kommenden Monaten freuen?

UW: Wir bereiten für den Sommer besondere Angebote für junge Menschen vor. Ab dem Oktober zeigen wir dann eine Sonderausstellung zum 100. Geburtstag von Marie Marcks. Die Heidelberger Künstlerin hat ihre zeichnerische Karriere als Stiefelmalerin für die US-Armee begonnen, später hat sie sich in ihren Karikaturen kritisch mit der Außenpolitik der USA auseinandergesetzt.

 

 

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