Ausstellungen
Prince House Gallery
Delta im Quadrat, Tim Fischer: Hallo Johann, kannst du bitte dich und deine Rolle in der Prince House Gallery in Mannheim kurz vorstellen?
Johann Schulz-Sobez: Ja, sehr gerne. In der Prince House Gallery, die ich zusammen mit Eva Herzer und Laura Sobez führe, teilen wir drei uns im Wesentlichen die Direktorenrolle und entscheiden zusammen als Trio, welche Künstler und Kunstwerke wir ausstellen möchten, welches Thema gerade passt und welche wirtschaftlichen Schritte aktuell sinnvoll sind. Ich würde sagen, dass ich etwas mehr als Gesicht der Galerie fungiere und eher die Arbeit nach außen übernehme – Interviews mit den Künstlern führen, Reden halten oder vor die Kamera treten. Von meiner Ausbildung her bin ich in Heidelberg als Kunsthistoriker und Philosoph ausgestattet worden, habe mir nach dem Studium noch ein weiteres Standbein als IT-Projektmanager gesucht. Das hat uns auch geholfen, die ARTFAIR MANNHEIM auszurichten, eine virtuelle Kunstmesse, die den Künstlern in den Zeiten des Lockdowns eine Bühne bieten sollte.
DiQ: Für alle, die noch nie dort waren, – was erwartet die Besucherinnen und Besucher in der Prince House Gallery? Welche Philosophie steckt dahinter?
JSS: Im Herzen sind wir drei durch und durch Kunsthistoriker geblieben und die Begegnung mit der Kunst steht für uns im Zentrum unserer Arbeit. Dabei möchten wir ganz bewusst das „Absperrband“ der Museen fallen lassen und die Kunst den Besucherinnen und Besuchern in die Hände legen. Sie sollen die Kunst wirklich erfahren. So bleibt jede Kunstbegegnung immer ein individueller Vorgang, der zu ganz unterschiedlichen Ereignissen führt. Außerdem sehen wir einen großen Wert in der Entwicklung der künstlerischen Fotografie, die wir zu einem Schwerpunkt unserer Galerietätigkeit gemacht haben. Als Symbol dafür haben wir die alte 3,6 m hohe Kamera von Gerhard Vormwald direkt in unsere Ausstellungsräume integriert. Dieser Apparat steht dabei jedoch nicht als museales Relikt in unseren Räumen, sondern wird mittlerweile wieder regelmäßig von unserem Fotokünstler Roland Behrmann (Berlin) genutzt. Dabei entstehen wirklich fantastische analoge Porträts oder Stillleben, welche Interessenten oder Workshopteilnehmer am Ende einer Session mit nach Hause nehmen können. Uns entspricht der lebendige Teil der Kunst, weshalb wir auch immer wieder Kunst in unseren Räumen entstehen lassen, viel mit unseren Künstlerinnen und Künstlern zusammenarbeiten oder auch mal Kindern die Hoheit überlassen.
DiQ: Was kannst du uns über die Geschichte der Prince House Gallery erzählen?
JSS: Alles begann auf Turley, wo die Galerie ihre ersten Räume bezog und mit der ersten Ausstellung auch gleich einen der großen Vertreter der Fotografie vorstellen durfte, nämlich den Wahl-Mannheimer Robert Häusser, der als erster deutscher Fotograf den Hasselblad-Award erhielt. Das war ein fulminanter Auftakt und für den Mannheimer Kontext ein sehr geeigneter Aufschlag. Es folgten viele thematische und auch Solo-Ausstellungen, wie etwa jene mit den russischen Kopisten, den Posinbrüdern. Nach einem Zwischenstopp in Q6/Q7 sind wir dann in die Mannheimer Innenstadt, unserem heutigen Standort in H7 gezogen, wo man die Spannungen der angrenzenden Stadtviertel geradezu einatmen kann. Das ist für die zeitgenössische Kunst immer einer sehr geeignetes Klima! Zu einem unserer letzten größeren Schritte gehört vielleicht die Zusammenarbeit mit Manfred Fuchs, einem Mannheimer Großunternehmer, dessen Herz schon immer der Kunst gehörte und dessen Werk bereits in die 1950er zurückreicht. Es ist uns wirklich eine Freude, dass wir ihn vertreten und in diesem Jahr sogar zum ersten Mal auf der art Karlsruhe präsentieren dürfen. Die Erlöse aus Manfred Fuchs’ Werken fließen übrigens immer zu 100% in einen guten Zweck!
DiQ: Was kannst du uns noch über die Kooperation mit der art Karlsruhe verraten?
JSS: Nun, es ist ja keine richtige Kooperation in dem Sinne. Aber wir haben zusammen mit dem Mannheimer Morgen eine schöne Tour am 05. Mai geplant, die es erlaubt, einige unserer Künstler, darunter auch Manfred Fuchs, live zu treffen, eingebettet in ein kleines Rahmenprogramm der art Karlsruhe. Das Highlight wird dabei definitiv die persönliche Führung von Herrn Schrade durch seine private eigene Sammlung sein, die als Abschiedsgeschenk der art Karlsruhe an ihren langjährigen Kurator dort zu sehen sein wird. Diese Sonderschau wie auch unseren Stand findet man in Halle 1 der Messe.
DiQ: Wie und wo kann man sich weiter informieren oder anmelden?
JSS: Am besten direkt über unserer Webseite, wo es auch eine Seite direkt zur art Karlsruhe gibt!
DiQ: Auf welche weiteren Highlights können sich eure Gäste in den nächsten Monaten einstellen?
JSS: Eines unserer Highlights wird sicherlich die Solo-Ausstellung mit Andreas Scholz sein, die wir noch vor der Sommerpause eröffnen werden. Sein Werk ist vor allem durch eine sehr bemerkenswerte politische Linie gekennzeichnet, zu der er sich mit seinen Landschaftsmalereien bereits im Studium in Köln in den 1970ern bekannt hat. Denn mit seiner Art, Landschaften zu malen, wollte er sich die Freiheit bewahren, überall und ohne finanziellen Zwang malen zu können. Dazu passen auch Andreas’ aktuelle Arbeiten, bei denen er Baumbesetzer im Allgäu begleitete und porträtierte. Des weiteren halten wir die Schmiede der jungen Leipziger Schule für eine sehr wertvolle Seite der deutschen Malerei und werden zu Beginn des nächsten Jahres ein große Solo-Ausstellung mit Thomas Geyer ausrichten.
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