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Rudolf-Scharpf-Galerie: Denken wie ein Oktopus

Der Einfluss des Menschen auf die Erde, auf geologische und atmosphärische Prozesse, ist so stark geworden, dass man bereits davon spricht, dass wir in einem neuen Zeitalter leben: dem menschengeprägten Anthropozän. Darauf folgt das Post-Anthropozän, eine Zeit, in der das menschliche Überlegenheitsverständnis in Frage gestellt wird. Sind wir, die wir abstrakt denken und uns verbal ausdrücken können, dadurch wirklich in irgendeiner Weise höherwertig als ein Tier? Eine Ausstellung in der Ludwigshafener Rudolf-Scharpf-Galerie nimmt mit internationalen Künstlerinnen und Künstlern den Wandel im Tier-Mensch-Verhältnis in den Blick. Denn Fragen, wie wir uns mit anderen Lebewesen austauschen und diese in wichtige Entscheidungen über unseren gemeinsamen Lebensraum einbeziehen können, werden in westlichen Wohlstandsgesellschaften zunehmend lauter. „Denken wie ein Oktopus, oder: Tentakuläres Begreifen / Thinking like an Octopus, or: Tentacular Grasp“, kuratiert von Julia Katharina Thiemann, greift solche Überlegungen auf, um anhand vielfältiger künstlerischer Arbeiten das bisherige Tier-Mensch-Verhältnis zu hinterfragen. Am Sinnbild des hochintelligenten Oktopus, dessen Denk- und Sinnesapparat grundsätzlich anders strukturiert ist als der des Menschen, werden Perspektivverschiebungen ästhetisch in den Raum gestellt. Wie wäre es zum Beispiel, mit Tentakeln zu denken; wie wäre es, wenn das eigene Gehirn sich nicht auf den Raum unter der Schädeldecke beschränkt, sondern bis in die Finger- und Zehenspitzen ausstrahlt? Und was macht ein Wesen mit einem räumlich im Vergleich zum Oktopus so beschränkten Gehirn eigentlich zur „Krone der Schöpfung“? Im Kontrast zur Auffassung, dass der Mensch sich aufgrund seines komplexen Denk- und Sprachvermögens die Erde untertan machen dürfe, verfolgt die Gruppenausstellung und die begleitende Publikation eine differenziertere Betrachtungsweise, einen Paradigmenwechsel im Tier-Mensch-Verhältnis und Ansätze eines speziesübergreifenden, respektvollen Miteinanders. Beteiligt sind die Kunstschaffenden Monira Al Qadiri, Paulo Arraiano, Sarah Browne, Erik Bünger, Eli Cortiñas, Andreas Greiner, Klara Hobza, David Horvitz, Krõõt Juurak und Alex Bailey, Annika Kahrs sowie Gretta Louw; gefördert wird die Schau von der BASF im Rahmen des Kulturförderprogrammes TOR 4, das sich in diesem Jahr mit der Fragestellung „Müssen wir denn noch reden?“ beschäftigt. Zahlreiche Veranstaltungen wie Performances, künstlerische Lectures, wissenschaftliche Vorträge, Workshops, Führungen, Filmscreenings und weitere Angebote werden das tentakuläre Begreifen umrahmen – um flexibel auf die Pandemie-Umstände zu reagieren, finden sich alle Termine zeitnah online.

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