Ausstellungen
Street Life – Die Straße in der Kunst von Kirchner bis Streuli
Delta im Quadrat, Beate Schittenhelm: Wir sind neugierig: Welche Ausstellung steht als nächstes im Wilhelm-Hack-Museum auf dem Programm? Erzählen Sie uns mal!
Kuratorin Astrid Ihle: Ab dem 19. November zeigen wir „Street Life“ – ein Herzensprojekt von mir, an dem ich mittlerweile seit vielen Jahren herumdenke.
DiQ: „Die Straße in der Kunst von Kirchner bis Streuli“, so beschreibt der Untertitel die Schau. Warum setzen gerade diese beiden Künstler den Anfangs- und Endpunkt?
AI: Wir zeigen Kunstwerke, die sich im weitesten Sinne mit der Straße auseinandersetzen und zwar im Zeitraum der letzten hundert Jahre. Diesen Rahmen haben wir natürlich nicht von ungefähr gesetzt. Wir beginnen mit der Erzählung dort, wo die moderne Straße, wie wir sie heute kennen – nämlich auch als Verkehrsweg in Asphalt – einsetzt. Ernst Ludwig Kirchner und seine Straßenszenen sind ein Höhepunkt der Klassischen Moderne. Das Individuum und sein Bezug zum öffentlichen Raum gewinnt in der Moderne extrem an Bedeutung – die Art und Weise, es in den Mittelpunkt seiner Malerei zu stellen, war für uns ausschlaggebend, mit Kirchner zu starten. Beat Streuli kann in der Kunst der Gegenwart schon fast als klassische Position erachtet werden. Auch er stellt den Menschen in den Fokus, zeigtihn nun aber im Kontext globalisierter, kapitalistischer Megapolen. Mit seinen monumentalen Installationen aus Fototapeten und Videos lässt er uns in das städtische Gewimmel eintauchen. Für unsere Ausstellung hat er eine neue Version von „World City“ geschaffen und verbindet Eindrücke aus Dubai und Hongkong wie in einem Kaleidoskop.
DiQ: Wer und was ist außerdem zu sehen?
AI: Wir zeigen die Entwicklung in sechs Kapiteln, die jedoch eher thematisch denn stringent chronologisch gruppiert sind. Insgesamt werden ca. 160 Arbeiten von mehr als 70 Künstlerinnen und Künstlern zu sehen sein. Eines meiner Lieblingskapitel ist „Performing the Street“. Darin versammeln wir die Kunst, welche die Straße als Bühne nutzt. Begonnen bei den Affichisten, die sich den Pariser Stadtraum aneignen, indem sie Plakate mit Werbebotschaften abreißen und collagieren, über Künstlergruppen wie GRAV, die partizipative Aktionen auf der Straße durchführten – ganz nebenbei verhandeln die Aktionen dieser Zeit den Kunstbegriff an sich. Es gibt viele spielerische Elemente, VALIE EXPORT beispielsweise, die ihren Partner Peter Weibel an einer Hundeleine durch die erstaunte Wiener Innenstadt Gassi führt. Oder David Hammons, der sich unter die Straßenhändler am Cooper Square mischt und Schneebälle zum Verkauf auslegt – und damit auf die prekäre Situation zumeist schwarzer Straßenverkäufer verweist. Gleichzeitig hält er auch der Kunstwelt und ihren Verkaufsstrategien charmant einen Spiegel vor. Vielleicht wird an diesen Ausführungen deutlich, wie vielfältig die Themen sind, die auf der Straße verhandelt werden.
DiQ: Welchen Stellenwert hat denn die Straße in der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts? Wird sie eher als ein Motiv gesehen, das abgebildet wird, oder als ein Ort, an dem Kunst in Erscheinung tritt?
AI: Das ist genau das Spannende! Die Straße ist zuerst Inspirationsort und Quelle für neue Sujets. So hält die Straßenszene zu Anfang des Jahrhunderts vor allem in Malerei und Grafik Einzug in die Kunst. Mit der Entwicklung der Handkamera in den 1920er/30er-Jahren entfaltet sich dann ein ganz neues Genre. Mit Gérard Zlotykamien und seinen Sprühbildern entsteht in den frühen 1960er-Jahren in Paris etwas, das die Street Art begründet. Die Straße wird nun zum Bildträger. Von New York aus sollte dann Graffiti als Subkultur in die ganze Welt ausstrahlen. In Zeiten gesellschaftlichen Umbruchs wie in den 1960er-Jahren – und vielleicht heute wieder – wird die Straße zum Ort für demokratische Meinungsäußerungen. Das spiegelt sich auch in der Kunst wider, und zwar sowohl in den Themen, die sie abbildet, als auch bei den Ausdrucksformen, die sie wählt.
DiQ: Was hat sich hier im Laufe der Zeit verändert? Früher gehörte die Straße ja zum Beispiel noch stärker den Menschen als den Autos, heute hingegen hat man eher das Gefühl, man müsse sich den städtischen Raum gezielt zurückerobern, wenn man Straßen nicht nur als Fahrspur und Parkplatz genutzt sehen will…
AI: Mit Provos Amsterdam (1960er-Jahre) und Reclaim The Streets (1990er-Jahre) gab es bereits frühzeitig starke Bewegungen, die diese Entwicklungen kritisiert haben und mit Aktionen oder Straßenfestivals eine Rückeroberung des städtischen Raums einforderten. In Bezug auf die Kunst ist zu sagen, dass das Automobil und die Glorifizierung der Mobilität zahlreiche „schöne“ Auswüchse hervorgebracht haben. Unter dem Motto „On the Road“ zeigen wir Arbeiten, die sich mit dem Roadtrip beschäftigen, wie zum Beispiel Fotografien von Stephen Shore oder die Fotobücher von Ed Ruscha, die die Infrastruktur der Straße, also Tankstellen, Motels oder Parkplätze, in den Fokus rücken. Auch in Deutschland sind spannende Arbeiten entstanden, die vielleicht ironischer und kritischer auf Phänomene wie Autobahn und Verkehr blicken – so beispielsweise Thomas Bayrles erster Film „Auto“ von 1979/80.
DiQ: Wie kommt es eigentlich, dass die Begriffe so englisch geprägt sind? Street Art, Street Photography und dazu auch der Ausstellungstitel „Street Life“… was hat die „Street“, was die Straße nicht hat?
AI: Street Art und Street Photography sind Begriffe aus der Kunstwissenschaft, die auch deutsche Äquivalente haben. Allerdings sind sowohl die Kunstrichtungen als auch der Diskurs darüber stark im englischsprachigen Raum geprägt worden, weswegen es häufig sinnvoll ist, an den originalen Begriffen festzuhalten. Darüber hinaus assoziiert man mit dem Begriff „Straße“ vielleicht vorerst die Autostraße und mit dem „Leben auf der Straße“ eher die Obdachlosigkeit. Dabei vollzogen sich wesentliche gesellschaftliche Entwicklungen des 20. Jahrhunderts auf den Straßen der modernen Städte und Metropolen. Um diese gesellschaftliche Dimension der Straße geht es uns in der Ausstellung, um das bunte Treiben und die Vielzahl an Menschen und Geschichten, Themen und Verhandlungen. Dazu hatten wir den funkigen 1970er-Jahre-Sound von „Street Life“ im Kopf. In der Version von Randy Crawford liefert dieses Lied den Soundtrack für die Bühne, die wir Straße nennen und auf der wir alle, ganz bewusst oder en passant, zu Akteuren in unserem eigenen Leben und dem unserer Mitmenschen werden.
DiQ: In Ludwigshafen kann man ja unmöglich von der Straße in der Kunst reden, ohne dabei das Projekt MURALU zu erwähnen. Wie hängt dieses mit der Ausstellung zusammen und wie bringt das Wilhelm-Hack-Museum die Kunst sonst noch in die Welt?
AI: MURALU war ursprünglich im Rahmen von „Street Life“ geplant, als Teil der Ausstellung, der direkt in den Alltag und in den Stadtraum hinaus strahlt. Verschiebungen u.a. aufgrund der Brandschutzsanierung im Museum haben nun zur Tatsache geführt, dass MURALU bereits lange wirkt, bevor wir die Ausstellung in unseren Räumen eröffnen können. So kündigt das Projekt also die Ausstellung an und wird diese noch viel länger überdauern. Überdauern wird die Ausstellung übrigens auch unser wirklich schöner Katalog, den wir mit dem Hirmer Verlag produziert haben! Mit dem Band kann man sich noch intensiver ins Thema einlesen – oder einfach die Erinnerung anhand der abgebildeten Exponate wach halten.
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