Ausstellungen
Unwirklichkeiten – Das Imaginäre in der Kunst
14.10.-17.02.2019, Kurpfälzisches Museum Heidelberg
Über viele Jahrhunderte war Kunst vor allem eines: die – oft streng naturgetreue – Abbildung dessen, was in der realen Welt zu sehen ist. Um 1900 vollzogen die Künstler der Avantgarde jedoch einen radikalen Bruch und wagten sich hinaus aufs Feld der „Unwirklichkeiten“: Farbe und Form verselbstständigten sich und besaßen zugleich Symbolcharakter. Nicht mehr die äußere Wirklichkeit, sondern das Innenleben, das Empfinden des Künstlers stand nun im Mittelpunkt. Die Wurzeln dieser neuen imaginativen Kunst liegen bereits in der Romantik; Caspar David Friedrich zählt zu ihren herausragenden Protagonisten. Denkt man an dessen berühmteste Werke wie den Wanderer über dem Nebelmeer oder die Kreidefelsen auf Rügen, wird deutlich, dass hiermit die „Symbolisierung der Landschaft“ begonnen hatte – unter diesem Thema steht der erste Ausstellungsschwerpunkt. Es folgen rätselhafte „Bilder des Inneren und Unbewussten“ von Meistern wie Goya, Munch, Böcklin und Kubin. Ebenso stehen die Psyche und Grundbedingungen menschlicher Existenz im Zentrum der unwirklichen Bildwelten, die Stuck, de Chirico und andere mit mythologischen Darstellungen, den „Neuen Mythen“, heraufbeschwören. Der vierte Abschnitt widmet sich den unterschiedlichen künstlerischen Strategien der „Wirklichkeitszertrümmerung“, die das Werk der Expressionisten, Kubisten und Futuristen bestimmt. Der Rundgang gipfelt schließlich in der „Abstraktion und Ungegenständlichkeit“. Bilder von Alexandra Exter und Josef Albers aus der Sammlung Marli Hoppe-Ritter etwa zeigen „reine Farbe“ und thematisieren zugleich deren Wahrnehmung durch den Betrachter. Gerade in der Gegenüberstellung romantischer und moderner Werke – viele davon hochkarätige Leihgaben aus Museums- und Privatbesitz, die sich zeitlich von Caspar David Friedrich bis Picasso spannen – wird das Konzept der Unwirklichkeit und dessen Entwicklung besonders anschaulich.