Ausstellungen
Wunder der Prärie
14.-24.09., Zeitraumexit und weitere Spielorte in Mannheim, www.wunderderpraerie.de
Es hat schon eine gewisse selbstironische Komik, das Rhein-Neckar-Delta und gerade Mannheim mitten in die Prärie zu verpflanzen, doch die Sache hält sich: Vom 14.-24.09. findet das internationale Festival für Performancekunst und Vernetzung „Wunder der Prärie“ nun schon zum zehnten Mal statt. Ausgehend vom Mannheimer Zeitraumexit bietet das Festival viele Anlässe, Performancekunst zu erleben und das Verhältnis zwischen Publikum und Kunstwerk neu zu erforschen. Das Mittel: vor allem Performances, aber auch (schließlich befinden wir uns in der Zeit direkt vor der Bundestagswahl!) politische Debatten – und nicht zuletzt die eine oder andere Party. Mitmachen ist hier gefragt, denn beispielsweise Julian Hetzels „Automated Sniper“ macht das Publikum zum Mittäter im gamifizierten Krieg, hier und heute geführt mit Farbbeuteln und der Asymmetrie, die auch bei der echten Kriegsführung ausgenutzt wird. Im „Casino für alle“ findet jeder sein Glück, beim Zocken und Wetten wird die Spielhölle zum Himmel auf Erden und Willkür zur neuen Gerechtigkeit. Und bei „Tonight, Lights out!“ muss sich eine amorphe Menge Zuschauer zu einen kollektiven Körper zusammentun, um aus der Summe einfacher Handlungen etwas Gemeinsames entstehen zu lassen, das so simpel ist wie das An- und Ausknipsen einer Glühbirne und dabei so komplex wie eine Choreografie mit vielen Beteiligten und ebenso vielen Wünschen, Plänen und Absichten. Die Performance von David Weber-Krebs ist eine der erfolgreichsten Eigenproduktionen aus zehn Jahren „Wunder der Prärie“ und kehrt nun nach Aufführungen in ganz Europa nach Mannheim zurück. „Social Body Building“ wird auch anderweitig gepflegt: In der Konferenz „Art, Politics and the Institution – A European Summit“ diskutieren Kulturschaffende über die politische Rolle von Kultureinrichtungen in Europa, und beim „Konvent“ werden gemeinsam mit dem Festivalpublikum die Regeln der Kunst neu bestimmt. Zum Abschluss des Festivals gründet Zeitraumexit unter dem Titel „Artfremde Einrichtung“ die Kultureinrichtung als Allmende: Das Haus öffnet seine Räume für die, die sich in einem demokratischen Verfahren darum bewerben, den Ort einen Monat lang zu bespielen.