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Ausstellungen

Zu Gast im MKV: Die Werkschau der Fakultät für Gestaltung

Die Werkschau der Mannheimer Design-Studierenden zeigt seit 2012 im Mannheimer Kunstverein einen Querschnitt kreativer Ideen: Jährlich präsentieren Studierende hier Arbeiten aus den Bereichen Film, Fotografie, Print, digitale Medien und dem konzeptionellen Design, auch finden studentisch organisierte öffentlich zugängliche Workshops statt, es gibt Mappenberatungen und Podiumsdiskussionen zu aktuellen Themen des Designs. Im Rahmen der nächsten Werkschau (08.-10.11.) haben wir uns mit Frau Prof. Veruschka Götz von der Fakultät für Gestaltung zu einem Interview getroffen.

 

Delta im Quadrat, Tim Fischer: Frau Götz, was ist denn die Werkschau?

Prof. Veruschka Götz: Seit 2012 haben wir durch die Kooperation mit der Albert und Anneliese Konanz-Stiftung und dem Mannheimer Kunstverein mit der Hochschule das große Glück, die Werkschau alljährlich im Mannheimer Kunstverein zeigen zu können, wo die Fakultät die Möglichkeit hat, ihre besten Semester- und Abschlussarbeiten zu präsentieren und dabei neuartige Ausstellungssysteme umzusetzen, die über das normale Maß studentischer Showrooms hinausgehen und Besonderes schaffen. Die Werkschau der Mannheimer Design-Studierenden versteht sich nicht nur als reine Leistungsschau der Fakultät, sondern als Ort der Inspiration und Diskussion. Dieses Jahr gibt es obendrein noch etwas Besonderes: eine Ausstellungs-Trilogie mit dem Titel „Rückblick – Einblick – Ausblick“.

DiQ: Zu diesem Rückblick auf 100 Jahre Gestaltung in Mannheim: Was waren für Sie die prägenden Momente oder Entwicklungen in der Geschichte der Fakultät und wie haben diese die heutige Gestaltungsarbeit beeinflusst?

VG: Die heutige Fakultät für Gestaltung geht zurück auf die 1924 in Mannheim gegründete „Freie Akademie für bildende Kunst“. Diese Einrichtung hat im Laufe der Zeit einige Mutationen durchlaufen. Prosperierende Phasen wechselten sich ab mit existenzgefährdenden Krisen. Das Lehrprogramm hat sich in den letzten hundert Jahren fundamental verändert: Aus der kleinen privaten Kunstschule entwickelte sich eine Werkkunstschule, dann die Städtische Fachhochschule für Gestaltung, die vor dreißig Jahren vom Land übernommen heute als Fakultät der Hochschule Mannheim geführt wird. Diese Geschichte zeigt, dass die einzige Konstanz in der Veränderung liegt. Und das zeigt, dass es nötig ist, die aktuelle Gestaltungsarbeit stets an neuesten technischen Entwicklungen und veränderten gesellschaftlichen Herausforderungen auszurichten.

DiQ: In der Werkschau werden sowohl aktuelle Arbeiten von Studierenden als auch Erfolge von Alumni präsentiert. Welche Bedeutung hat diese Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart – und was ist mit der Zukunft?

VG: Der dritte Teil der Trilogie, der „Ausblick“, gibt unseren Erfolgen Raum und portraitiert erfolgreiche Alumni, die von Mannheim aus in die Welt gegangen sind oder auch hier geblieben sind und Start-Ups gegründet haben. In Mannheim gibt es demnach eine lange Tradition der Gestaltung, die durch unsere Alumni in die Zukunft getragen wird.

DiQ: Die geplante geodätische Kuppel ist ein spannendes Element der Werkschau. Was hat Sie dazu gebracht, ein Werk von Buckminster Fuller einzubinden?

VG: Im Kunstverein „landet“ dieses Jahr eine riesige geodätische Kuppel nach dem Vorbild von Buckminster Fuller, einem Designer, Architekt, Visionär und Philosoph. „Bucky“ stellte sich die Frage nach der „Integralfunktion des Menschen im Universum“ und prägte auch den Begriff Synergetik, der nicht nur für die Kommunikation von Erfahrungen mithilfe geometrischer Konzepte verwendet wird, sondern auch für das Gesamtsystemverhalten, das nicht durch das Verhalten einzelner Komponenten vorhergesagt wurde. Das sind spannende Denkansätze für die Designer, die nicht nur formal-ästhetisch arbeiten wollen! Denn der Beruf des Designers wandelt sich stetig, insbesondere aufgrund der digitalen Medien, aber auch durch die sich verändernden Verhältnisse in der Gesellschaft.

DiQ: Welche Trends und Herausforderungen sehen Sie in der nächsten Phase der Designausbildung und -praxis?

VG: Die Konzeption, das Weiter- und Vorausdenken ins Morgen, das Gestalten der Umwelt, digitale Umbrüche wie durch die KI, Lebensbedürfnisse, die Verbesserung der Lebensumstände und die Durchführung dieser formenden Eingriffe sind unter anderem Aufgaben des Designers. Designer denken rational und im besten Fall nicht das Naheliegende. Unkonventionelle, durchdachte Visionen sind gerade in einer Zeit der Umbrüche dringend nötig. Das Klima dafür ermöglichen wir in der Projektarbeit an der Fakultät.

DiQ: Sie haben gemeinsam mit dem Weincampus Neustadt eine Mehrweg-Weinflasche entwickelt. Wie sehen Sie die Rolle des Designs im Hinblick auf nachhaltige Lösungen und welche Bedeutung hat dieser Wettbewerb für die Studierenden?

VG: Der Wettbewerb sollte neben dem Entwerfen einer mehrwegfähigen Glasflasche auf die Herausforderungen der Flaschenvielfalt aufmerksam machen, die die Einführung eines Mehrwegsystems erschweren. Ein gewinnender Designentwurf für Mehrweg-Weinflaschen, der sowohl Konsumenten als auch Produzenten anspricht, könnte die Grundlage für ein zukunftsfähiges Mehrwegsystem bilden. Dieses Format mit kooperativem Forschungsansatz zweier Hochschulen unter Einbindung der Praxis unterstreicht Modernität, Mut und Beitrag zur Steigerung der Nachhaltigkeit. Das Mitwirken unserer Studierenden an der Entwicklung und Gestaltung einer Mehrweg-Weinflasche ist somit eine willkommene Beschäftigung mit einem gesellschaftlich relevanten Thema.

 

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