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Bühne

„Cupid and Death“ bei den Schwetzinger SWR Festspielen

„Vanitas“ lautet das Motto der diesjährigen Schwetzinger SWR Festspiele – schwere Kost, auf den ersten Blick. Doch wie alles hat auch die Vergänglichkeit zwei Seiten. Geradezu komisch geht es in der Produktion „Cupid and Death“ zu: Das französische Ensemble Correspondances präsentiert hier eine freche, unterhaltsame Parabel auf eine aus den Fugen geratene Welt, bei der man sicherlich gut gelaunt den Saal wieder verlassen wird. Denn die Handlung hat es in sich: Als Liebesgott Amor und der Tod im selben Gasthaus übernachten, vertauscht der Kammerherr ihre Bögen und löst damit Chaos aus. Die Welt steht Kopf: Junge Liebende scheitern, weise Männer verlieben sich unsterblich und Erzfeinde fallen sich in die Arme. Schließlich steigt der Gott Merkur höchstselbst herab, um die irdische Ordnung wiederherzustellen… „Cupid and Death“ sollte man allein schon wegen seiner grandiosen Mischung aus Humor und Tiefgründigkeit nicht verpassen. Zudem hat aber auch das lange vergessene Genre der „Masque“ auf der Bühne absoluten Seltenheitswert und ist auch für routinierte Operngänger eine ungewohnte Erfahrung. Die Handlung wird durch Tanz, Musik und Sprechtheater entwickelt. Das Stück aus dem England des 17. Jahrhunderts wurzelt in der Tradition des Maskenspiels und deckt vielseitige Ausdrucksformen ab – von komischen Dialogen über groteske Tänze und tragische Erzählungen bis hin zu Liedern, Chören und einer feierlichen Apotheose. Den Text von James Shirley, mitten in eine historisch turbulente Zeit von Bürgerkrieg, Commonwealth und Restauration hineingeschrieben, haben die Zeitgenossen Matthew Locke und Christopher Gibbons vertont. Sébastien Daucé, der das Ensemble Correspondances leitet und die Partitur aufwändig rekonstruiert hat, kann im Interview mit den Festspielen nicht oft genug betonen, was für ein schräges Genie Locke war: „Matthew Lockes Stil ist so originell, dass ich zu Beginn beim Schreiben der fehlenden Stimmen oft dachte: Oh, da ist ein Fehler, den muss ich korrigieren. Aber das kann man nicht!“.

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