Bühne
Der Bühnenfrühling am Theater Heidelberg
Im ersten Quartal 2022 steht das Programm am Theater Heidelberg ganz im Zeichen von Gegenwartsbezügen – von Klassiker-Aktualisierungen bis zu Uraufführungen. Die anstehenden Schauspiel-Premieren sind, jede auf ihre ganz eigene Weise, Beiträge zum gesellschaftlichen Diskurs. Eine spezielle Art von Humor verspricht Holger Schultzes Inszenierung des Beckett-Klassikers „Endspiel“, Premiere ist am 18. März. Hamm und Clov spielen. Hamm ist blind und kann nicht gehen, Clov kann nicht sitzen. Die beiden sind aufeinander angewiesen und kommen nicht voneinander los. Sie könnten die letzten Menschen sein? Aber zumindest Hamms Eltern sind auch noch da – sie stecken in Mülltonnen. Und das Spiel geht weiter…
Mit der deutschen Erstaufführung von Miroslava Svolikovas „Der Sprecher und die Souffleuse“ (Premiere: 25. März) nimmt das Theater nicht nur die Gesellschaft, sondern auch sich selbst ins Visier, denn wenn der Bus mit den Schauspielerinnen und Schauspielern im Stau steckt, das Publikum aber ungeduldig wartet, dann muss anderes Bühnenpersonal in die Bresche springen – ein Sprecher, die Souffleuse, aber auch der Elektriker und König Lear, von der letzten Vorstellung übriggeblieben und immer noch auf der Suche nach seiner Tochter. Viel Selbstironie und Witz verspricht Samantha Ellis’ Komödie „How to Date a Feminist“, die Premiere ist für den 27. März geplant. Aktuelle Fragen von Justiz und Selbstjustiz kommen mit Kleists Klassiker „Michael Kohlhaas“ in der Neuinszenierung von Markus Dietz in den Marguerre-Saal, Premiere ist am 22. April. Und mit der Premiere von Svenja Viola Bungartens „Maria Magda“ am 29. April wird dann bereits der Heidelberger Stückemarkt 2022 eingeläutet – der Vorverkauf für das renommierte Festival deutschsprachiger Gegenwartsdramatik läuft seit Mitte Februar.
Großprojekte haben das DTH, das Dance Theatre Heidelberg, und das Philharmonische Orchester im Visier: DTH-Leiter Iván Pérez prüft ab 05. März mit der Premiere von „Firebird & Rite of Spring“ die beiden ikonischen Choreografien zu Igor Strawinskys „Der Feuervogel“ und „Le sacre du printemps“ auf ihre Aktualität. In Zusammenarbeit mit Elias Grandy und dem Philharmonischen Orchester Heidelberg hinterfragt Pérez hier künstlerische Verfremdung und den Bruch mit den Traditionen. Wer noch mehr Hintergründe erfahren will: „DTH-OFF-STAGE“ (20. März) lädt zum Gespräch mit dem Musikwissenschaftler Prof. Dr. Christoph Flamm. Seine Forschungsgebiete gelten der russischen und sowjetischen Musik, der Position der Musik in politischen Kontexten sowie der Beziehungen und Interaktionen von Musik und anderen Künsten – bei der Recherche für „Firebird & Rite of Spring“ profitierte Iván Pérez stark von dieser Expertise. Am 24. März kommt dann mit der Premiere von „4 x 4“ Vivaldis legendäre Programmmusik „Die vier Jahreszeiten“ mit Bearbeitungen zeitgenössischer Komponisten auf die Bühne – choreografiert und getanzt von vier Compagnien aus vier verschiedenen Städten Deutschlands. Zu Gast beim DTH sind TANZ Bielefeld, das Saarländische Staatsballett und das Ballett des Theaters Trier – ein saisonales Fest für den Tanz, bei dem der Frühling sicherlich eine tragende Rolle spielt!