Bühne
Der gute alte Menschenfeind
Die 1660er: In London tobt die Pest und das Feuer, in Paris regiert der Sonnenkönig Louis XIV. und hierzulande werden Frauen als Hexen verfolgt. Rembrandt malt sein Mädchen mit dem Perlenohrring, Stradivari baut seine ersten Geigen – und ein gewisser Molière haut in Paris ein Theaterstück nach dem anderen raus. 1666 feierte „Le Misanthrope ou l’Atrabilaire amoureux“ Premiere, zu Deutsch: „Der Menschenfeind“. Dieser hat zum einen hohe Ansprüche an Ehrlichkeit und die Heuchelei der gehobenen Schichten widerstrebt ihm sehr; zum anderen ist er verliebt. In eine Frau, die sich souverän in einer Welt zu bewegen weiß, in der der Schein mehr gilt als das Sein. Das führt unweigerlich zu Konflikten, und auch wenn heute die Regularien des höfischen Zeremoniells natürlich nicht mehr so streng gelten, so bleibt die Grundfrage doch auch nach weit über 500 Jahren aktuell: Wieviel Verbiegen im Dienste der Freundlichkeit darf es sein, wieviel Wahrheit ist angemessen? Und wie erträgt man seine Umwelt und die Mitmenschen? Am Deutschen Theater Berlin hat Anne Lenk den Klassiker inszeniert; mit feinen Gewändern und viel Spaß am Spiel kommt „Der Menschenfeind“ nun nach Ludwigshafen.