Bühne
„Don Juan“ mit schwedischem Flair
Der in Stockholm geborene Tänzer und Choreograf Johan Inger sammelt Interpretationen: Sein „Don Juan“ beruft sich auf viele verschiedene Darstellungen. Bergman, Byron, Brecht, Molière und Molina, Puschkin, Handke und Fellini dienten ihm als Inspiration. Er zeichnet den Frauenhelden aber nicht nur als Serienverführer, sondern in seiner ganzen Komplexität: Mit unstillbarer Gier ist er eigentlich ein Getriebener auf der Flucht vor seiner eigenen Verlorenheit; ein Verlassener, der seine Mutter in jeder Frau sucht, die er trifft. Sein Wegbegleiter Leo alias Leporello repräsentiert den guten Teil des Don Juan und gemahnt an Moral und Sittlichkeit – mit nicht allzu großem Erfolg. Am Ende übernimmt in Ingers Interpretation Don Juans Mutter die Rolle des Commendatore, sie konfrontiert ihn mit seinem grenzenlosen Narzissmus und seiner Gewissenlosigkeit. Umgesetzt wird die Choreografie von den 16 Tänzerinnen und Tänzern der italienischen Compagnie Aterballetto; die eigens für Ingers Version geschaffene Originalkomposition von Marc Álvarez führt dabei leitmotivisch durch die Erzählung und verstärkt die ausgedrückte Sinnlichkeit und Emotionalität.