Bühne
Heidelberger Frühling Musikfestival
„Zusammen“ – so lautet das Motto des Heidelberger Frühling Musikfestivals 2023 mit 83 Konzerten an 25 Spielstätten und über 700 Künstlerinnen und Künstlern von 17. März bis 15. April. Es ist der Auftakt zu einer auf fünf Jahre angelegten Zusammenarbeit mit dem Pianisten Igor Levit, der als Co-Künstlerischer Leiter an die Seite von Intendant Thorsten Schmidt tritt.
Heute Los Angeles, morgen London, übermorgen Wien – der Terminkalender von Igor Levit liest sich wie eine Weltreise. Der Bürger, Europäer und Pianist, wie er sich selbst nennt, ist auf den großen Bühnen zu Hause. Nicht nur musikalisch, sondern auch für die brennenden Themen der Zeit verfügt der 35-Jährige über ein ausgesprochenes Sensorium: Er spielte im Hambacher Forst, trat mit Rapper Danger Dan und seinem Politsong „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ auf und nutzt seine Rolle als öffentliche Person immer wieder in den sozialen Medien, um unermüdlich gegen Antisemitismus und Rassismus aufzurufen. Was viele nicht wissen: Heidelberg, genauer: der Heidelberger Frühling, war und ist im Leben des Weltstars ein wichtiger Ankerpunkt. Intendant Thorsten Schmidt hatte ihn als jungen Studenten in seinem Konzertexamen an der Hochschule gehört und ihn kurzerhand für das Festival engagiert. Seitdem kommt Levit jedes Jahr nach Heidelberg. „Ich verdanke dem Heidelberger Frühling einen großen Teil meines künstlerischen Selbstverständnisses. Hier wurde mir von Anfang an das Vertrauen geschenkt und die Sicherheit gegeben, die mich als Künstler haben wachsen lassen“, sagt er. Seit dieser Saison ist er nun Co-Künstlerischer Leiter des Heidelberger Frühling an der Seite von Intendant Thorsten Schmidt. Ein zentrales Anliegen beider ist es, im Festival Experimentierfelder, Gestaltungsräume und Aktionsflächen für junge Musikerinnen und Musiker zu schaffen.
Daraus ist ein neues Herzensprojekt des künstlerischen Leitungsteams entstanden: Zum ersten Mal in der Geschichte des Heidelberger Frühling formiert sich eigens für das Musikfestival ein Ensemble aus jungen Talenten – das Festivalcampus-Ensemble. Der Arbeits- und Wirkungsort wird zunächst der Festivalcampus sein, der die Spielorte rund um den Universitätsplatz in Heidelberg für vier Wochen im Frühling zu einem vibrierenden Epizentrum der Musik und Begegnung macht. In die Hände des Festivalcampus-Ensembles legen die Festivalmacher aber nicht nur das Eröffnungskonzert und weitere Konzerte auf dem Festivalcampus – man geht in verschiedenen Formationen auch in die Stadtteile Heidelbergs und spielt dort kostenlose Konzerte. „Wir schaffen einen Raum, in dem ihr nicht allein seid“, sagt Igor Levit und spricht damit eine weitgefasste Einladung an alle aus, die über die Musik zusammenkommen möchten.
Auch im übrigen Festivalprogramm 2023 stößt man immer wieder auf verschiedene Aspekte des Zusammenkommens aus künstlerischer Perspektive: Was passiert etwa, wenn Musik aus unterschiedlichen Kulturen auf der Bühne zusammentrifft? Wie schaffen komponierende Visionäre ein Zusammengehörigkeitsgefühl über ihr teilweise Jahrhunderte überdauerndes Werk? Wie formen Musikerinnen und Musiker die idealen Bedingungen für ein künstlerisches Miteinander? Zu hören sind große Klassiker wie Beethovens Fünfte Sinfonie mit dem berühmten Klopfmotiv und sein Viertes Klavierkonzert mit dem auswendig spielenden Aurora Orchestra und dem erst 27-jährigen Pianisten Jan Lisiecki am Klavier am 26. März, aber auch die NDR Bigband mit Ibrahim Keivo, dem „Troubadour des multikulturellen Syriens“, am 29. März. Bei diesem Konzert spendet der Heidelberger Frühling die gesamten Eintrittsgelder für die Opfer der Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien. Ebenso tagesaktuell wird es zum Beispiel am 06. April, wenn die Geigerin Muriel Razavi ihre Beschäftigung mit politisch-gesellschaftlichen Themen in ihr SPRINGboard-Konzert einfließen lässt, in dem es um die Stimme von iranischen Frauen geht. Außerdem kommen der Pianist Kirill Gerstein (18.03.), das Mozarteumorchester Salzburg (24.03.), die Star-Sopranistin Asmik Grigorian (25.03.), die Violinistin Vilde Frang (15.04.) und viele mehr.
Der Extratipp für alle musikbegeisterten Familien:
Der Heidelberger Frühling hat das sogenannte „Familienticket“ eingeführt, das für jedes Festivalkonzert gilt: Jedes Mitglied der Familie zahlt nur die Hälfte des regulären Ticketpreises. Also: Auf die Plätze, fertig, los!