Bühne
Jahresendballett: Der Nussknacker & Schwanensee
Was im Fernsehen „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ und auf der Bühne Dickens’ „A Christmas Carol“ ist, das ist im klassischen Ballett das Tschaikowsky-Doppel von „Schwanensee“ und „Nussknacker“ – zwei Stücke, die zur Weihnachts- und Winterzeit dazugehören wie Plätzchen, Gans und Kerzenschein. Die tänzerischen Melodien beider Stücke hat man als Klangkulisse liebgewonnen, der Inhalt setzt auf klassische Motive und die Umsetzung im Tanz verkörpert genau das, was klassisches Ballett eben ist: Eleganz und Spitzentanz, das weiße Tutu und der beherzte Pas de deux…
Die märchenhaft-kindlichere Erzählung von beiden ist gewiss der Nussknacker, die Geschichte um ein Mädchen, das zu Weihnachten einen ebensolchen von Onkel Drosselmeier geschenkt bekommt. Der kann Wundersames: Des Nachts kämpft er mit einer Armee von Zinnsoldaten – und des Kindes Hilfe – gegen den Mäusekönig und dessen Heer, er wandelt sich zum Prinzen und los geht’s auf eine abenteuerliche Reise ins Reich der Zuckerfee. Traum oder Wirklichkeit? Wer weiß das schon... Als extravagantes Tanzstück inszeniert Stephan Thoss den „Nüsseknacker“ am 02.12. am Nationaltheater Mannheim bzw. dessen Ausweichspielstätte Altes Kino Franklin; angereichert ist die traditionelle Vorlage mit Zitaten von Loriot, schließlich war früher bekanntlich ja mehr Lametta! „Das Mädchen & der Nussknacker“ heißt die Version, die am Badischen Staatstheater Karlsruhe gespielt wird: Ballettdirektorin Bridget Breiner verlegt die Geschichte in die Vereinigten Staaten zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die Zeit von Wirtschaftswunder und Wirtschaftskrise (So, 10.12., 16 und 20 Uhr, 13., 15., 20., 26.und 29.12., 06. und 28.01., Bad. Staatstheater, KA). Eine weitere, kindgerechte Aufführung mit Erzähler richtet sich schon die Jüngsten ab vier, für Kinder geschaffen, doch keineswegs simpel: Die Vorstellung wird von einem hochkarätigen Ballettensemble mit internationalen Solisten anspruchsvoll getanzt; Nummern wie der Schneeflockenwalzer bezaubern Kinder wie Erwachsene (Mo, 11.12., 17 Uhr, Rosengarten, Mannheim, Di, 19.12., 17 Uhr, Badnerlandhalle, KA-Neureut). Mit großem Orchester wartet die nächste Version einer international besetzten Gastspielkompanie im Mannheimer Rosengarten auf: 30 MusikerInnen spielen hier live zum Tanze (Fr, 15.12., 19.30 Uhr, Rosengarten, Mannheim). Als klassisches Tournee-Ballett zieht „Der Nussknacker“ des Classico Ballet Napoli durch die Lande: Zu bewundern ist ein traditionelles Tanzstück, behutsam mit zeitgenössischen Ausdrucksformen abgestimmt (Do, 21.12., 19 Uhr, Stadthalle, Weinheim, 21.12., 19 Uhr, Congressforum, Frankenthal, 30.12., 19 Uhr, Stadthalle, Neustadt, 06.01., 19 Uhr, Palatin, Wiesloch). Aus Frankreich stammt die Variante „Nusskn@cker / C@sse Noisette“ im Theater im Pfalzbau, bei der das Sonderzeichen nicht nur Deko ist, sondern zugleich auch auf die digitalen Mittel verweist, die hier zum Einsatz kommen: Zwar bleibt die Neufassung des Klassikers nahe am Original, doch schaffen Projektionen ungeahnte Tiefe und verblüffende Effekte zur Musik eines Trios aus Akkordeon, Cello und Klarinette (Di, 26.12., 14.30 und 19.30 Uhr, Theater im Pfalzbau, Ludwigshafen). Auf die Bühne des Capitol kommt das Grand Classic Ballett, ein Ensemble, das sich in den bekanntesten Theatern der Welt die Ehre gibt – selbst im Bolschoi- und Mariinski-Theater. Nun also auch in Mannheim, wo noch nach den Weihnachtsfeiertagen eine Winterwunderwelt von herrlicher Eleganz zu erleben ist – am Do, 04.01. und Fr, 05.01., 15 Uhr im Capitol, Mannheim und als „Nachschlag“ auch noch einmal am 11.02. im Rosengarten mit dem Ballet Académique de Budapest.
Tschaikowskis „Schwanensee“, 1877 am Bolschoi in Moskau uraufgeführt, ist der zweite unangefochtene, wenngleich etwas politisch aufgeladene Winter-Klassiker: Eine verzauberte Schwanenprinzessin kann nur durch wahre Liebe aus dem Bann des bösen Zauberers erlöst werden, doch das geht nicht ohne Verwirrung vonstatten, denn Odette hat in Odile eine dunkle Doppelgängerin, die Prinz Siegfried zu täuschen trachtet… In Ludwigshafen führt eine neoklassisch virtuose Neufassung auf die Feiertage hin, kreiert vom Leiter des Ballett Dortmund, Xin Peng Wang (Do, 21.12., 19.30 Uhr, Fr, 22.12., 14.30 Uhr, Theater im Pfalzbau, LU). Für Kinder und Familien spielt und tanzt das Prager Festspiel Ballett die Geschichte in verzückenden Choreografien, die sich ganz in die Tradition von Marius Petipa stellen; ein Erzähler führt auch mit Worten durch die Ereignisse (Di, 26.12., 17 Uhr, Rosengarten, Mannheim, Do, 18.01., 17 Uhr, Badnerlandhalle KA). Das Grand Classic Ballet interpretiert das Tanzmärchen auf seiner traditionellen Wintertournee mit emotionalem Feingefühl und fesselnder Dramatik auch bei seinem zweitägigen Stopp in Mannheim (Do, 04.01. und Fr, 05.01., 20 Uhr, Capitol, MA). Das „Ukrainian Classical Ballet“ setzt dann für diese Saison den – vorläufigen – Schlusspunkt. Gegründet wurde die Companie 2017 in Kyjiv; zur Besetzung gehören die Berühmtesten des Landes. Zu erleben ist ihr tänzerisches Meisterwerk am 12.01. um 20 Uhr im Rosengarten Mannheim sowie einen guten Monat später, am 18.02. um 19 Uhr, noch einmal im Congressforum Frankenthal.