Bühne
Karlsruhe: ATOLL Festival für zeitgenössischen Zirkus
Wenn es um den zeitgenössischen Zirkus geht, hat sich das Karlsruher Kulturzentrum Tollhaus in den letzten Jahren einen guten Ruf erspielt. Hier zählt nicht so sehr der spektakuläre Auftritt, sondern die Geschichte, die mit den Mitteln der Artistik und artverwandten Genres erzählt wird. Charaktervolle Persönlichkeiten probieren sich und ihre Grenzen aus und werden zu Gestaltern. Kreativität beweist man dabei nicht nur in der Ausgestaltung der Aufführungen, sondern auch schon bei der wortverspielten Namensgebung: Da treten die „Barbaren Barbies“ auf oder das belgische Duo „Nietsnadarien“ (dass ihr Stück „Nichts“ heißt, hilft vielleicht bei der Entzifferung der einzelnen Bestandteile), die israelisch-französische Produktion „Pli“ spielt mit Papier, das knittert und sich entfaltet, und herrlich antiquiert „Parbleu!“ rufen Lefeuvre und André, während sie alltäglichen Dingen Leben einhauchen. Hier zeigt sich auch, dass die frankophone Welt immer noch ein Heimathafen des „Cirque Nouveau“ ist, denn Frankreich und Belgien senden die Kompagnien gleich halbdutzendweise aus! Insgesamt aber stammen die rund 100 auftretenden Künstlerinnen und Künstler aus zwölf Ländern und bestreiten an neun Festivaltagen 48 geplante Vorstellungen. Da erklingt die „Sawdust Symphony“, eine materielle Ode an Werkzeuge und Maschinen, Holz und Handwerk, Hobelspäne und Sägemehl; mit Schlagzeug und Jonglierbällen komponiert „Man Strikes Back“ ein perkussives Konzert „von Mensch und Roboter für Mensch und Roboter“, und ein Luftballett tanzen die sechs Körper der Compagnie Kiaï auf und über drei Trampolinen. Aus Afrika kommt der Circus Baobab mit der körperbetonten Choreografie „Ye! – Wasser!“; „Carrying My Father“ bringt Väter und Söhne auf die Bühne, die sich gegenseitig tragen, halten und auch mal rivalisierend bekämpfen, und ein „Blame Game“ spielt die europäische Kundle Cru in einer Mischung aus Hip-Hop und House Dance, Jonglage, Chinesischem Mast und Parkour. Die Compagnie Sacékripa hingegen will im Vorhinein so wenig wie möglich verraten, was einen in „Vrai“ erwartet, damit keine Vorstellungen die Wahrnehmung einengen... Alle genauen Termine, Spielorte und Infos finden sich unter www.atoll-festival.de online!