Bühne
Karlstorbahnhof: Carambolage
Bei so vielen Katastrophennachrichten kann einem vor 2025 schon bange werden. Doch es gibt Gegengewichte! Für einen lockeren und zugleich reflektierten, unterhaltsamen und tiefgründigen, klamaukigen und berührenden Jahresstart sorgt in Heidelberg wieder das Festival „Carambolage“, bei dem die ganze Bandbreite von Kleinkunst, Kabarett und Comedy aufeinandertrifft. Martin Müller ist als Booker des Karls-torbahnhofs auch für das Comedyprogramm zuständig und erzählt im Interview, was uns in diesem Jahr erwartet.
Delta im Quadrat: Welche neuen Künstler und Programme bereichern das Carambolage-Festival 2025?
Martin J.V. Müller: Die Mischung aus etablierten Namen der Szene und vielversprechenden Neuentdeckungen ist so eine Art Markenkern des Carambolage-Festivals. Im Januar hatte Quichotte seine Premiere bei uns gegeben. Schlongonges (Foto © Poems-of-Light) steht im März zum ersten Mal bei uns auf der Bühne und im Februar Yorick Thiede. Beide sind begnadete Geschichtenerzähler und unglaublich lustig. Gleichzeitig kommen einige bekannte Gesichter zurück, darunter der Kabarett-Altmeister Jochen Malmsheimer und Jean-Philippe Kindler (Foto © Marvin Ruppert), der für junges politisches Kabarett steht. Und es gibt natürlich auch wieder Musikalisches – dank Mackefisch (Foto © Max Saufler) und der A-Cappella-Band „Alte Bekannte“.
DiQ: Inwiefern spiegeln die ausgewählten Themen und Gäste des diesjährigen Festivals aktuelle gesellschaftliche oder kulturelle Trends wider?
MM: Kabarett und Comedy ist von Natur aus nah dran an unserer Lebensrealität. Humor hat ja viel mit Wiedererkennung und neuen Blickwinkeln zu tun. Eigentlich alle Künstlerinnen und Künstler beschäftigen sich darum mit Fragen zu Identität, aktuellen Themen und sozialen Herausforderungen, aber eben auf erfrischend unterschiedliche und unterhaltsame Weise. Als kultureller Trend ist gut zu erkennen, dass die Poetry-Slam-Szene in den letzten Jahren großen Einfluss auf den Comedy-Nachwuchs hatte. Das zeigt sich auch in unserem Programm.
DiQ: Welche Highlights oder Premieren sind im diesjährigen Programm geplant und was ist besonders sehenswert?
MM: Das Programm ist eine einzige Reihe von Highlights! Besonders freuen wir uns aber auf jeden Fall darüber, dass die Stand-Up-Comedyshow „Nightwash“ bei uns ihren 25. Geburtstag mit einer Doppelshow am 08. und 09. Februar feiert. Der Samstagabend ist bereits ausverkauft, aber wer schnell ist, kann vielleicht für den Sonntag noch eine Karte ergattern.
DiQ: Wie wird im aktuellen Programm die Balance zwischen traditionellem Kabarett und modernen Comedy-Formaten gehalten, um ein vielfältiges Publikum anzusprechen?
MM: Das Festival kombiniert klassische Kabarett-Elemente mit frischen Formaten – dabei kommt vor allem der eben schon angesprochene Einfluss des Poetry Slams heraus. Außerdem stehen die verschiedensten Generationen auf der Bühne. Yorick Thiede ist Mitte 20, Schlongonges eine junge Mutter Mitte 30, Jochen Malmsheimer Mitte 60, diese Spannbreite sorgt für jede Menge Abwechslung.
DiQ: Welche Maßnahmen wurden ergriffen, um auf aktuelle Ereignisse oder Entwicklungen einzugehen und diese in das Festivalprogramm zu integrieren?
MM: Das Tolle an Kabarett- und Comedyprogrammen ist, dass sie leben und sich wandeln. Es ist eigentlich nicht möglich, den gleichen Abend zweimal zu erleben. Die Gäste spielen bei uns alle ihre neuen Programme, in denen sie aktuelle Themen verarbeiten. Diese Programme sind aber selten komplett starr – sie greifen neue Entwicklungen auf oder reagieren auch einfach auf die Stimmung im Veranstaltungssaal. Das bekommt man nur live!