Bühne
Mannem macht Musical: „Blume Peter“
Mit der Zielsetzung „Die Stadt und ihre Menschen kommen auf die Bühne“ macht Mannem Musical. Drei Stücke über Mannheimer Persönlichkeiten sollen in fünf Jahren entstehen, und das erste davon war schon ein echter Renner: „Karl Drais – die treibende Kraft“ widmete sich dem Erfinder und seiner „Draisine“, dem Vorläufer des heutigen Fahrrads. Im Oktober steht nun endlich auch der zweite Teil der „Mannem macht Musical“-Trilogie an, das Stück vom „Blume Peter“, dessen Premiere pandemiebedingt schon mehrmals verschoben werden musste. Nun nimmt man sich für den 23.10. fest vor, Peter Schäfer ins Rampenlicht zu rücken. Wer ihn nicht kennt, kann ihn sich von Eberhard Reuß in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 21. Juni 2018 beschreiben lassen: „Der körperlich und geistig behinderte, kleinwüchsige Peter kommt mit seiner Familie 1891 nach Mannheim. Um etwas zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen, schicken sie den drolligen kleinen Kerl in Gaststätten und lassen ihn Blumensträuße verkaufen. Mit nasaler Fistelstimme bettelt er die Leute an: Kaaf mer ebbes ab! Der Peter fällt auf, noch vor der Jahrhundertwende erscheint er auf Ansichtskarten als kleiner, netter Kerl mit Blumensträußchen in der Hand. So wird aus Peter Schäfer der Blumepeter. Witze hat er nicht erzählt, eher sind mit ihm und über ihn Witze gemacht worden. Mannheimer Karnevalisten halten ihn als eine Art Maskottchen, stecken ihn in Kostüme, lassen den kleinen behinderten Mann als Ringer und Gewichtheber posieren und fotografieren, verkaufen Ansichtskarten von ihm.“ Teils zum Gespött gemacht, teils weil seine Krankheit fortschreitet, wird Peter immer auffälliger, aggressiver, unflätiger. 1929 wird er in die geschlossene Abteilung der „Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch“ eingewiesen, in der ab 1933 die Nationalsozialisten den Ton angeben. 1940 stirbt „der Blumepeter“ in der Psychiatrie, in dem Jahr, in dem mehr als 2000 Wieslocher Patienten im Zuge des NS-Euthanasieprogrammes umgebracht werden. „Blume Peter“ erzählt eine Geschichte, die einen Menschen in den Mittelpunkt stellt, der von anderen mehr benutzt als gesehen wurde. Es ist eine Annäherung an einen, der in Mannheim zur Witzfigur wurde, in seiner Lebenslust und seiner Tragik aber mehr über die Stadt erzählt, als diese oftmals hören wollte.