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Bühne

NTM: Die Oper in der Industriehalle

Die Oper des Nationaltheaters Mannheim zeigt bis Sommer drei neue Inszenierungen in der Alten Schildkrötfabrik in Neckarau – recht spontan musste das gehen! Warum? Wegen der Insolvenz des mit dem Bau der Oper am Luisenpark (OPAL) beauftragten Totalunternehmers herrscht derzeit Stillstand auf der Baustelle an der Theodor-Heuss-Anlage, also dort, wo eigentlich schon im Dezember die neue Spielstätte der Mannheimer Oper eröffnet werden sollte. Wann und wie es hier weitergeht, entscheidet sich im Verlaufe des Insolvenzverfahrens, Stand jetzt muss also vorerst ohne OPAL geplant werden. Neben dem Pfalzbau Ludwigshafen, dem Schlosstheater Schwetzingen, dem Musensaal im Rosengarten, dem Studio Werkhaus und anderen Bühnen zum Beispiel in Käfertal oder im Luisenpark wurde deshalb kurzfristig eine weitere Spielstätte benötigt, in der die geplanten Premieren gezeigt werden können. Fündig wurde man schließlich mit der Alten Schildkrötfabrik. Auch wenn der Raum ein gänzlich anderer ist als es die neue Oper am Luisenpark sein wird und als es das Opernhaus am Goetheplatz war, bietet das Kesselhaus mit 40 Metern Länge und 15 Metern Breite genügend Platz. Der größte Unterschied ist der Wechsel von einer Guckkastenbühne hin zu einer Raumbühne. Genügend Platz ist also da – doch wie ist der Klang in der alten Industriehalle? Das NTM-Team kann beruhigen: Die Alte Schildkrötfabrik wird schon länger als Veranstaltungsstätte genutzt; die Akustik wurde daher bei Umbau und Sanierung berücksichtigt. Da Oper aber ganz spezielle klangliche Anforderungen an einen Raum stellt, hat das NTM zusammen mit dem Berliner Tondesigner, Diplom-Tonmeister und Musikproduzenten Holger Schwark eine ausführliche akustische Testung des Kesselhauses vorgenommen. Bei der Probe mit Dirigent und Orchester in Originalbesetzung ging es vor allem darum, zu klären, wo das Orchester für einen optimalen Klang platziert werden sollte, ob für die Vorstellungen Veränderungen am Raum vorgenommen werden müssen, wie es sich mit der Nachhallzeit verhält und ob eine elektroakustische Verstärkung benötigt wird. Der erste Klangeindruck war dabei sehr gut und sogar besser als erwartet – warm, transparent, klar und deutlich. In der Bühnenanordnung von „Dido und Aeneas“, der ersten anstehenden Produktion, schien die Krümmung der Decke generell günstig für die Projektion der Musik von der Bühnen- in die Zuschauer-Längshälfte der Halle zu sein. Auch die Opernleitung, die technische Direktion, der Dirigent David Parry und nicht zuletzt die MusikerInnen zeigten sich äußerst zufrieden mit den gewonnenen Erkenntnissen und sind zuversichtlich, dass der Raum ein einzigartiges Ambiente für intime und spannende Oper bietet. Und was gibt es zu sehen? Den Auftakt macht am 01. April die schon erwähnte Purcell-Oper „Dido und Aeneas“, gefolgt von der Kammeroper „The Lighthouse“ von Peter Maxwell Davies am 23. April. Am 14. Juli feiert dann das Jerry-Bock-Musical „Anatevka“ Premiere in der Alten Schildkrötfabrik in Mannheim-Neckarau.

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