Bühne
„Remmidemmi“ am Theater Heidelberg
Nur eine kurze Verschnaufpause gönnen sich die Mitwirkenden vor und hinter den Kulissen des Theaters Heidelberg: Im August tummelte man sich noch droben auf dem Schloss bei den diesjährigen Schlossfestspielen; Mitte September geht es schon wieder weiter, wenn am 16.09. die neue Spielzeit mit Heinrich Bölls „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ eröffnet wird, einem zeitlos aktuellen Schauspiel über die Dynamik der Vorverurteilung in Presse und Gesellschaft und über das, was man heute so anschaulich „Shitstorm“ nennt. Noch bevor dann wieder Routine in den Spielbetrieb eingetreten ist, gibt’s schon das erste Festival: „Remmidemmi“ zeigt neun Uraufführungen sowie eine deutschsprachige Erstaufführung, die alle als Eigeninszenierungen ihre Premiere feiern werden. Dabei wird ganz Heidelberg zum Spielort: Neben Marguerre-Saal, Altem Saal und Zwinger-Bühnen werden auch das Mark Twain Center, die Chapel, das Kurpfälzische Museum und der historische Hörsaal im Psychologischen Institut bespielt. Das Thema ist ein ganz aktuelles: Unter dem Oberbegriff „Widerstand“ spannt es sich von Globalisierung und Digitalisierung bis hin zu Politik und politischer Willkür, vor allem aber setzt es auf Verantwortung. Ganz konkret mit dem Heidelberger Bombenanschlag der RAF vor 50 Jahren setzt sich beispielsweise Philipp Löhle in „Heidelberg 72ff.“ auseinander; „Das Licht der Welt“ untersucht den Klimaaktivismus, in „Die Guten“ kommen die vier Kardinaltugenden höchstpersönlich auf die Bühne und der Audiowalk „Die Nacht verdeckt den Morgen“ der ukrainischen Autorin Oksana Sawtschenko bietet drei unterschiedliche Perspektiven auf den russischen Überfall auf die Ukraine. Auch, aber nicht nur an Kinder ab zehn richtet sich „Das Märchen von der kleinen Meerjungfrau“, eine sehr freie Interpretation von Andersens Klassiker, bei der es um die Flucht in – erträumte? – bessere Welten geht. Anstelle einzelner Stücke bucht man eine von sechs unterschiedlichen inszenierten Routen und wird von Guides zu den einzelnen Spielorten geführt. Sieht man sich in Sachen Widerstand eher als Dissidentin oder Boykotteur, als Whistleblower, Guerilla, Aktivistin oder Tortenwerfer? Je nachdem bekommt man unterschiedliche Stücke gezeigt – doch am Ende führen alle Wege wieder zusammen! Alle zehn Stücke werden anschließend auch im regulären Programm gezeigt.