NAVIGATION

Zurück

Kinder

„Heidi“ bei den Schlossfestspielen Heidelberg

Jedes Jahr im Sommer zieht das Theater Heidelberg für ein paar Wochen mit einigen seiner Produktionen hinauf aufs Schloss. Diesmal auf dem Spielplan: das herrlich komische Verwirrspiel um den „Diener zweier Herren“ mit ganz viel italienischem Flair (ab 29.06.), das Musical „Anatevka“ mit Klängen zwischen jiddisch, russisch und Klezmer (ab 16.06.) sowie das Kinderstück für den Theaternachwuchs. Für Delta im Quadrat berichtete die Regisseurin Karin Eppler ein wenig über die diesjährige Produktion von „Heidi“.

Delta im Quadrat: Wenn Sie erzählen, dass sie gerade an der Inszenierung von „Heidi“ arbeiten, singt man Ihnen wahrscheinlich immer erst einmal die Titelmelodie vom alten Film vor. Gehen Sie jeden Abend mit einem Ohrwurm nach Hause?

Karin Eppler: Da treffen Sie einen Nerv. Jeder kennt diese Melodie! Auf dem Schloss werden wir aber deutlich anders klingen, frisch, kein Schlager. Jürgen Heimüller, unser Komponist, hat wunderbare Melodien erfunden, die uns Heidis Welt widerspiegeln. Und ja – ich gehe abends mit einem Ohrwurm nach Hause. Täglich mit einem anderen... 

DiQ: Zur Auffrischung der Erinnerungen: Worum geht es bei der Geschichte um Heidi eigentlich noch einmal genau? 

KE: Das Waisenkind Heidi wird von seiner Tante beim Alm-Öhi abgegeben. Diese kann sich nicht um das Kind kümmern, da sie eine neue Arbeitsstelle in Frankfurt gefunden hat. Der schroffe Großvater scheint wenig begeistert, sich nun um sein Enkelkind kümmern zu müssen. Aber Heidi bleibt beim Alm-Öhi in den Bergen. Gierig saugt sie die Schönheit der Berge, Bäume und Wiesen auf. Am allerschönsten ist es, wenn sie im Sommer mit dem Geißenpeter die Ziegen hüten darf! Doch so schnell wie sie in die Berge gekommen ist, muss Heidi schon wieder gehen: Sie wird nach Frankfurt geholt, denn die Familie Sesemann braucht eine Spielgefährtin für die kranke Tochter des Hauses. Und obwohl Klara und Heidi gute Freundinnen werden, ist Heidi nicht glücklich – ihre Sehnsucht nach dem Großvater, Peter und den Bergen wird immer größer...

DiQ: Nun liegt das Heidelberger Schloss nicht gerade im Hochgebirge, aber doch immerhin etwas erhaben über der Stadt. Wie gut kann man die Alpenwelt in Heidelberg nachbilden – mit Geißen als Statisten vielleicht?! – und war das überhaupt das Ziel?

KE: Uns geht es nicht so sehr um die Nachbildung der Realität. Das Dokumentarische finde ich meist nicht sehr reizvoll. Wir wollen die Geschichte von Heidi erzählen, da gehören die Berge dazu. Aber die Schweiz ist nicht Hauptthema des Stückes. Man muss doch auch immer ein bisschen Platz lassen für die Gefühle und die Phantasie. So halten wir es auch mit den Geißen. Es geht uns nicht um das Vorführen echter Tiere, sondern darum, was die Tiere Heidi und Peter bedeuten. Aber ich darf so viel verraten: Schneehöppli, die kleinste Geiß, ist auch in unserer Fassung ein kleiner Herzensbrecher!

DiQ: Die Kinder-Rollen werden von Erwachsenen gespielt, oder? Ist das für die Schauspieler besonders schwierig?

KE: Das ist wie im richtigen Leben: Jedes Kind in dieser Geschichte ist anders, jedes hat einen ganz eigenen Charakter und den gilt es als erwachsener Schauspieler, als erwachsene Schauspielerin herauszuarbeiten. Nur irgendein „Kind“ zu spielen wäre zu wenig. Die kleinen Zuschauer fühlen sich auch eher verschaukelt, wenn erwachsene Leute so tun, als wären sie acht Jahre alt. Wenn da aber ein Mädchen ist, das was Tolles erlebt oder ein Problem meistert, dann akzeptiert man, dass Heidi fast 1 Meter 70 groß ist. Das ist natürlich eine schöne Aufgabe und Leila Richter, unsere Heidi, macht das prima.

DiQ: Wie nah ist denn die Bühnenfassung dran am Original von Johanna Spyri? Die Zeiten haben sich ja seitdem ziemlich gewandelt. Wurde das Stück modernisiert?

KE: Es geht um ein Mädchen, das eine Heimat, ein Zuhause sucht; Menschen, die sie lieben und ihr einen Halt geben. Ich denke, in dieser Hinsicht haben sich die Zeiten nicht gewandelt. Deshalb haben wir das Stück nicht auf modern getrimmt; zeitgemäß und mitreißend ist es trotzdem.

DiQ: Was, glauben Sie, macht denn „Heidi“ so zeitlos? Liegt es daran, dass die Eltern der heutigen Kinder dadurch mit einem Hauch Nostalgie in ihre eigene Kindheit zurückversetzt werden? Ist es die Sehnsucht nach einer „idyllischen“ Kindheit? Oder einfach die Tatsache, dass mit Freundschaft, Familie und dem Gefühl, irgendwo (nicht) zuhause zu sein, wichtige Grundthemen angesprochen werden, die jederzeit gültig sind?

KE: Sie sagen es selbst. Es sind die wichtigen Grundthemen: die Suche nach verbindlichen Gefühlen, Freundschaft und Mitgefühl.

DiQ: Wir haben gehört, dass es für Kindergruppen nach den Aufführungen auch eine themenbezogene Führung durchs Schloss gibt. Können Sie uns dazu noch mehr erzählen?

KE: Das Schlossteam bietet jedes Jahr im Anschluss an die Vorstellungen für Schulklassen einstündige Schlossführungen an. Dabei beziehen sich die Schlossführer auch immer auf das Theaterstück, was die Kinder vorher gesehen haben. Die Führungen kann man beim Service Center des Schlosses buchen. 

 DiQ: Wer jetzt Lust bekommen hat, zu „Heidi“ aufs Schloss zu kommen: Wann und wo finden die Aufführungen statt und ab wie vielen Jahren eignet sich das Stück?

KE: Unsere „Heidi“ zeigen wir für alle ab 6 Jahren als Premiere am 10. Juni um 17 Uhr im Englischen Bau. Danach spielen wir bis Mitte Juli viele Vorstellungen am Vormittag unter der Woche für Schulklassen, aber es gibt auch Familienvorstellungen am Wochenende, zum Beispiel an den Sonntagen 17. und 24. Juni. Alle Termine – natürlich auch diejenigen der weiteren Stücke und der Konzerte im Rahmen der Heidelberger Schlossfestspiele 2018 – finden sich auch unter www.theaterheidelberg.de im Internet. 

 

Kommentare


WERBUNG