Leben im Delta
120 Jahre Mannheimer Abendakademie – Geburtstagsparty in U1
Die Mannheimer Abendakademie feiert Geburtstag: Stolze 120 Jahre alt wird die Institution im November, und damit ist sie eine der ältesten und zugleich auch eine der größten Volkshochschulen in Deutschland. Das gilt es natürlich gebührend zu feiern! Wie, wann und warum genau? Das erzählt uns die Geschäftsführerin Susanne Deß im Interview. Weitere Infos zur Abendakademie, ihrem Programm und dem Geburtstag gibt’s zudem unter www.abendakademie-mannheim.de im Internet.
DiQ: Guten Tag Frau Deß, bitte stellen Sie sich und ihre Funktion doch zuallererst einmal kurz vor!
Susanne Deß: Ebenfalls guten Tag! Ich bin seit zwei Jahren die Geschäftsführerin der Mannheimer Abendakademie. Bevor ich die letzten knapp 30 Jahre nacheinander mehrere Volkshochschulen geleitet habe, hatte ich Theaterwissenschaften, Neuere deutsche Literaturgeschichte und Kunstgeschichte studiert und bin dann unmittelbar nach meinem Magisterabschluss in der Volkshochschulwelt gelandet – und diesem Arbeitsfeld bis heute treu geblieben.
DiQ: Im September feierten die Volkshochschulen im ganzen Land hundertjähriges Jubiläum und jetzt im November wird die Abendakademie, die ja die Mannheimer Volkshochschule ist, schon 120 Jahre alt? Sie können sicherlich erklären, wie man das beides zusammenbringen kann...
SD: 1919 wurde in der Weimarer Verfassung die Förderung des Volksbildungswesens in § 148 aufgenommen. Dieser kleine Satz hat ganz viel dazu beigetragen, dass noch im selben Jahr viele Volkshochschulen gegründet werden konnten. Es gab aber natürlich schon längere Zeit vorher Ansätze, Erwachsenbildung für die allgemeine Bevölkerung zu institutionalisieren. Mannheim ist dafür ein Beispiel: Mit unserer 120-jährigen Geschichte sind wir die älteste Volkshochschule in Baden-Württemberg.
DiQ: Wie war das damals im November 1899? Was ist über die Gründung und die allerersten Anfänge bekannt?
SD: Die allerersten Gehversuche der Volkshochschule wurden vom Mannheimer Arbeitersekretariat unternommen. Die Professoren der Uni Heidelberg wurden gebeten, ein kleines Programm für die Mannheimer zu gestalten. Heraus kam eine Vortragsreihe mit sechs Themen, mit Titeln wie „Darwin“ oder „Verbrechen und Verbrecher“, aber auch Ernährung. Allerdings war das nicht gleich erfolgreich. Die universitären Vorträge von Professoren haben nicht so recht die Interessen der Arbeiter getroffen.
DiQ: Gab es zwischenzeitlich eigentlich nie Überlegungen, sich umzubenennen und sich auch vom Namen her den überall so bekannten und verbreiteten Volkshochschulen anzuschließen? Warum ist man dem Namen „Abendakademie“ bis heute treu geblieben?
SD: Den Namen „Abendakademie“ haben wir erst nach dem Zweiten Weltkrieg bekommen. Damit sollte deutlich gemacht werden, was aus Sicht der Politik in einer Industriestadt nach den Wirren des Krieges am Wichtigsten gebraucht wurde: schulische Bildung, Ausbildung und Nachqualifizierung. Schon nach kurzer Zeit war aber klar, dass die Bürger mehr brauchten. Sie suchten auch geistige und gesellschaftliche Orientierung – das klassische Thema von Volkshochschulen –, und so kamen wir zu dem Doppelnamen „Abendakademie und Volkshochschule“. Beide Namen spiegeln bis heute wider, wofür wir stehen, wir sind mit diesem Namen bekannt. Es gibt also keinen Grund, den Namen zu ändern.
DiQ: Wie wird das Jubiläum gefeiert?
SD: Am 16.11. starten wir um 19 Uhr mit einem offiziellen Festakt, dort wird es z.B. einen Beitrag vom Nationaltheater und Ähnliches geben. Außerdem hält unser Bildungsbürgermeister Dirk Grunert eine Festrede, nach der es einen kleinen Empfang geben wird. Ab ca. 21:30 Uhr geht’s dann los mit unserer großen Geburtstagsparty. Natürlich mit freiem Eintritt für alle, die mitfeiern wollen! Im Vorfeld planen wir noch einige Aktionen, um auf unser Fest aufmerksam zu machen. Lassen Sie sich überraschen!
DiQ: Und was würden Sie sich als „Geburtstagsgeschenk“ für das kommende Jahrzehnt wünschen, wenn Sie drei Wünsche frei hätten? SD: Gute Ideen für ein modernes attraktives Programm, viele Interessierte und aktive Teilnehmende, auch unter den jungen Menschen, und dass die Politik ihre Aussagen zum lebenslangen Lernen ernst nimmt und entsprechend finanziert, damit jede und jeder teilhaben kann.