
Leben im Delta
150 Jahre Stadtbibliothek Ludwigshafen: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Zum 150-jährigen Jubiläum hat die Stadtbibliothek Ludwigshafen ein vielseitiges Programm auf die Beine gestellt – von spannenden Veranstaltungen bis hin zu innovativen Projekten für die Stadtgesellschaft. Im Interview spricht Bibliotheksleiterin Tanja Weißmann über die Highlights des Jubiläumsjahres, die Entwicklung der Bibliothek und ihre heutige Rolle als moderner Bildungs- und Begegnungsort.
Delta im Quadrat: Welche besonderen Veranstaltungen und Aktivitäten sind anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Stadtbibliothek Ludwigshafen geplant?
Tanja Weißmann: Zum einen haben wir die erste bundesweite „Nacht der Bibliotheken“ am 04. April zum Anlass genommen und ein vielfältiges Programm zusammengestellt. Und gegen Ende des Jahres, wenn sich die Gründung unserer Bibliothek tatsächlich jährt, gibt es einen spannenden Vortrag von Dr. Stefan Mörz, dem Leiter des Stadtarchivs. Er wird über die Geschichte unserer Bibliothek sprechen – und da ist in all den Jahren doch so einiges passiert! Außerdem haben wir übers Jahr verteilt noch einige Aktionen geplant, die immer mal wieder einen Blick in unsere Geschichte werfen oder das Jubiläum aufgreifen.
DiQ: Können Sie uns mehr über die Teilnahme der Stadtbibliothek an der bundesweiten „Nacht der Bibliotheken“ am 04. April erzählen? Welche speziellen Programmpunkte sind vorgesehen?
TW: Gerne! Wir haben das Programm in drei Blöcke aufgeteilt. Der erste Block läuft von ca. 15 bis 18 Uhr und bietet ein abwechslungsreiches Programm: Beim „Eltern-Kind“-Gaming unter dem Motto „Heute zocken wir euch ab“ können Eltern und Kinder gemeinsam bzw. gegeneinander spielen, im Büchertausch-Café lassen sich Lieblingsbücher tauschen, und beim Raysin-Workshop entstehen kreative Deko- und Geschenkartikel. Ein echtes Highlight des Abends ist dann von ca. 19 bis 21 Uhr das Kabarett „Reusch rettet die Welt“ mit dem SWR3-Wochenrückblicker Stefan Reusch. Parallel dazu gibt es einen Silent Reading Club für alle, die sich in Ruhe mit einem guten Buch zurückziehen möchten, sowie eine gemütliche Handarbeitsrunde. Und wer noch Lust auf mehr hat, kann sich im dritten Block von ca. 21 Uhr bis Mitternacht auf weitere Aktionen freuen, zum Beispiel eine „historische“ Late-Night-Bingo-Führung durch die Bibliothek oder unsere Happy Hour für Neukunden – da gibt’s den Benutzungsausweis zum halben Preis der Jahresgebühr! Aber auch alle, die schon eine Ausweis haben, kommen nicht zu kurz: Am Glücksrad gibt es tolle Überraschungen zu gewinnen.
DiQ: Wie hat sich die Stadtbibliothek Ludwigshafen in den letzten 150 Jahren entwickelt und welche Meilensteine würden Sie als besonders prägend hervorheben?
TW: Generell haben sich die öffentlichen Bibliotheken in Deutschland von reinen Büchersammlungen zu modernen Bildungs- und Kulturzentren entwickelt. Vor 150 Jahren waren die Volksbüchereien oft von Lehrern geleitet und der Bibliotheksberuf noch gar nicht geboren. Es wurde kontrolliert, was man ausleihen „durfte“ und es musste der Bildung der ausleihenden Person dienen. Heute steht auch Unterhaltung im Fokus und eine Vielzahl von Medien frei zur Auswahl. Und von der reinen Verleihstation haben wir uns auch in Ludwigshafen zu einem „dritten Ort“ entwickelt, einem Ort neben dem eigenen Zuhause und dem Arbeitsplatz, der allen offensteht als Ort zum Arbeiten, Lernen und als sozialer Treffpunkt. Das Angebot an physischen Medien wird mittlerweile durch eine Vielzahl digitaler Medien vom eBook bis zu Streaming-Angeboten ergänzt. 2014 wurde der Metropol-Card-Bibliotheken Rhein-Neckar e.V. gegründet, der mittlerweile 46 Bibliotheken zu seinen Mitgliedern zählt, darunter auch die Stadtbibliothek Ludwigshafen. Wir betreiben zusammen ein großes Online-Angebot, das die
metropolbib.de, den Pressreader, das Munzinger Archiv, und den Brockhaus umfasst, und wir bieten einen gemeinsamen Bibliotheksausweis, die „Metropol-Card“ an, die eine Nutzung aller dieser Bibliotheken für 24 Euro im Jahr ermöglicht. Der größte Meilenstein allerdings war vermutlich unser Umbau mit der Neueröffnung 2017 und dem neuen digital-analogen Konzept. Das „Ideenw3rk“, unser Makerspace, ein Gaming-Raum, attraktive Arbeitsplätze und Veranstaltungen zu Medienkompetenz und lebenslangem Lernen sind nur einige der darin enthaltenen Bausteine.
DiQ: Welche Rolle spielt die Stadtbibliothek heute in der Gemeinschaft von Ludwigshafen und wie hat sich diese im Laufe der Jahre verändert?
TW: Die Stadtbibliothek zählt schon seit vielen Jahren zu den meistbesuchten kulturellen Einrichtungen der Stadt. Während früher die Ausleihe von Medien im Vordergrund stand, hat sich die Stadtbibliothek heute zu einem Ort entwickelt, der über eine sehr gute digitale Infrastruktur verfügt und zum Lernen, Verweilen und Zusammenkommen einlädt. Die Stadtbibliothek und die acht Stadtteilbibliotheken sind auch Nachbarschaftszentren. Sie bringen Menschen unterschiedlicher Hintergründe zusammen und fördern den Zusammenhalt. Damit können sie auch einen Beitrag zum Erhalt unserer Demokratie leisten.
DiQ: Gibt es besondere Projekte oder Kooperationen, die im Rahmen des Jubiläumsjahres initiiert wurden, um die Bedeutung der Bibliothek für die Stadtgesellschaft hervorzuheben?
TW: Wir sind grundsätzlich immer auf der Suche nach Kooperationen und Partnerschaften, um spannende Projekte gemeinsam umzusetzen. Wann immer sich Möglichkeiten ergeben, arbeiten wir gerne mit verschiedenen Akteurinnen und Akteuren zusammen. Denn es entstehen immer wertvolle Synergieeffekte aus solchen Projekten: Wir profitieren nicht nur selbst von neuen Impulsen, sondern können auch aktiv einen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Ein Beispiel dafür sind unsere gemeinsamen KI-Projekte mit dem Masterstudiengang Wirtschaftsinformatik der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen sowie die Mitgründung und Teilhabe an der Nachbarschaftsinitiative „Die Oggersheimer“ in einem unserer Stadtteile.