Leben im Delta
Aqua Fitness: Anstrengend, aber gesund
Pfitzenmeier bietet optimales Training mit hohem Spaßfaktor
Warum ist eigentlich immer zum Jahresstart ein Run auf die Fitnessstudios? Nun, vorausschauende Menschen wissen: Den Beach Body zu entwickeln braucht Zeit und man fängt am besten schon im Winter an, fit zu werden, bevor es dann im Sommer an den Badesee oder Sandstrand geht und dort mit Top-Figur ins Wasser. Aber halt! Warum eigentlich erst fit werden, dann ab ins Wasser? Eine Verbindung von beidem wäre doch die optimale Lösung! Die heißt: Aqua Fitness. Da wird richtig gepowert! Wer denkt, Kurse wie zum Beispiel Aqua-Bauch-Beine-Po sind ob der gefühlten Schwerelosigkeit im Wasser einfacher, der irrt. Im Gegenteil! Aqua Fitness ist ein effektives Ganzkörpertraining mit hohem Spaßfaktor. Aufgrund des Widerstands im angenehm temperierten Nass wird der Aqua-Kurs einen Tick anstrengender, ohne dabei jedoch die Gesundheit zu gefährden. Da der Körper nur noch 10 Prozent des Eigengewichts wiegt, werden die Gelenke entlastet und gleichzeitig Balance und Stabilisation durch die andauernden Wasser-Turbulenzen trainiert. Dazu kommt natürlich noch die Stärkung der Muskulatur, da ja gegen das Wasser gearbeitet wird. Anstrengend? Sicher. Es gibt aber noch weitere Pluspunkte: Die Haut und das Bindegewebe werden massiert und auch die Organe, insbesondere Herz und Atmungsorgane, profitieren durch den erhöhten Wasserdruck. In den Pfitzenmeier Premium Plus Resorts, zum Beispiel in Bensheim und Schwetzingen, gibt es genau diese Aqua-Kurse Woche für Woche in den AquaDomes. Von Aqua-Bauch-Beine-Po über Aqua Power bis Aqua Pilates – die Auswahl ist groß. Und Aqua-Kurse sind für Menschen in jedem Alter gedacht! Wir tauchten noch tiefer in die Materie ein und stellten dem Aqua-Experten Carlos R. de Freitas Quitério einige Fragen.
Delta im Quadrat, Tim Fischer: Was versteht man denn überhaupt unter Aqua-Fitness?
Carlos R. de Freitas Quitério: Aqua-Fitness ist mehr als nur Gymnastik im Wasser und entwickelte sich in den letzten Jahren zum echten Sporttrend. Nicht ohne Grund, denn es ist ein sehr effektives Ganzkörpertraining für jedermann mit hohem Spaßfaktor – und aufregend anders als das Training an Land. Aquatraining findet sowohl im Flachwasser als auch im Tiefwasser statt. Es kann variabel im Fitness- oder präventiven Bereich, in der Therapie und auch im leistungsorientierten Sport eingesetzt werden.
DiQ: Apropos Trend: Sogar Stars wie der Tote-Hosen-Frontmann Campino schwören darauf. Warum, glauben Sie, ist das so?
CFQ: Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, wieso Campino auf Aqua-Fitness steht, ich kenne ihn nicht persönlich aber ich vermute, dass er einfach die positiven Effekte vom Fitnesstraining im Wasser für sich entdeckt hat. Aqua-Fitness ist ein top Fitmacher, Masseur und Fettkiller in einem. Ich glaube, die Toten Hosen haben ein ziemlich anstrengendes Leben und Campino hat seinen perfekten Ausgleich gefunden.
DiQ: Wie sind Sie selbst darauf aufmerksam geworden? Was begeistert Sie am meisten daran?
CFQ: Im Jahr 2007 hat Pfitzenmeier in der Rhein-Neckar-Region ein Fitnessstudio eröffnet. Einzigartig war dabei ein großes Schwimmbad, das sog. „AquaDome“. Ich war damals bereits für diese Unternehmensgruppe als Fitness- und Personal Trainer tätig und wurde eingeladen, Teil des neuen Aqua-Trainer-Teams zu werden. Meine anfängliche Skepsis hat sich schnell in Neugierde und dann Begeisterung verwandelt. Es ist wunderbar, an der Entwicklung dieses noch jungen Fitnesstrends mitzuwirken und es macht mir viel Spaß, die Teilnehmer in den Kursen an meiner Begeisterung für das Abenteuer Aqua-Fitness teilhaben zu lassen. Am meisten faszinierte mich aber, dass das Medium Wasser mit seinen physikalischen Eigenschaften das perfekte Tool bzw. Trainingsgerät ist.
DiQ: Für wen ist Aqua-Fitness geeignet? Profitiert auch die jüngere Generation von diesem Training?
CFQ: Ich komme aus Sao Paulo in Brasilien und erinnere mich gerne daran, dass meine Familie Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger Mitglied in einem großen Sportclub war. Jeden Sonntag gab es eine Art Wassergymnastik im Schwimmbad. Das Training dauerte nicht sehr lang und wurde von den Rettungsschwimmern durchgeführt. Dort sammelten sich viele Leute, überwiegend Erwachsene bzw. Senioren. Und es war sehr lustig! Aus der Gymnastik im Wasser von damals ist inzwischen Aqua-Fitness geworden, ein effektives Trainingsprogramm für Menschen jeden Alters mit unterschiedlichen Zielsetzungen. Der menschliche Organismus adaptiert an bestimmte Trainingsreize. Wichtig ist es darum, das Trainingsprogramm differenziert und zielgerichtet anzubieten. Ich selbst unterrichte Aqua 60+ und stell dir vor: Die Senioren können im Wasser rennen und springen! Sowas wäre für viele an Land unmöglich. Wasserauftrieb und Wasserwiderstand fördern die Gelenkentlastung für diese Altersgruppe sowie Muskelkraft und Ausdauer. Der Wasserwiderstand steigt aber exponentiell mit der Bewegungsgeschwindigkeit im Wasser, und so kommen auch jüngere Teilnehmer auf ihre Kosten.
DiQ: Man sagt, Aqua-Fitness sei besonders effektiv, stimmt das und warum?
CFQ: Oh ja, Aqua-Fitness ist sehr effektiv und kann viel bewirken, wenn man die physikalischen Eigenschaften des Wassers nutzt und einen adäquaten Trainingsreiz setzt. Auftrieb, Wasserdruck und der erhöhte Widerstand im Wasser können zur Optimierung der Herzkreislauffunktion, zur Gewichtsregulation, zur Kräftigung der Muskeln, zur besseren Beweglichkeit, zur Unterstützung der Regeneration und vor allem zur Entspannung und Förderung der Lebensfreude genutzt werden. Der Körper wiegt im Wasser gerade noch 10 Prozent des Eigengewichts, dadurch werden die Gelenke entlastet. Der Widerstand kann im Wasser dagegen vier- bis zwölfmal so hoch sein wie an Land, beim Training im Wasser können somit Kraft und Ausdauer besser geschult werden. Hierbei hängt der Widerstand von der Geschwindigkeit der Bewegungen und der Widerstandsfläche ab. Wenn man in der Lage ist, das ganz genau zu dosieren, kann man das Training individuell und effektiv erstellen.
DiQ: Was macht das Wasser als Trainingsgerät aus?
CFQ: Das Element Wasser als Trainingsgerät ist ein vollkommenes Trainingsgerät. Dadurch gibt es, wie oben beschrieben, insbesondere eine Verbesserung der Herz-Kreislauf-Funktion, der Atemfunktion, der Blutzirkulation und der Herzleistung. Das Aqua-Training führt zur Stärkung der Muskelkraft und zur Verbesserung von Ausdauer und Flexibilität. Man kann dieses Trainingsgerät auch zur Gewichtsreduktion bzw. zum Figur-Training einsetzen. Ein Beispiel aus der Medizin: Auch nach Knie-OPs und Hüft-OPs kann man das Wasser zur Rehabilitation nutzen. Man sagt auch, dass Rheuma-Patienten eine Schmerzreduktion beim Training im Wasser spüren. Allerdings konnte ich keine Studien oder medizinische Evidenz hierfür finden.
DiQ: Gibt es Dinge, die man bei Kursen im Wasser beachten sollte? Und kann man auch etwas „falsch“ machen?
CFQ: Aquatraining kann ohne größere Risiken ausgeführt werden, die Verletzungsgefahr geht dabei fast gegen Null. Auch Muskelkater gibt es kaum, da im Wasser so gut wie keine exzentrische Arbeit, also negative Muskelkontraktion stattfindet. Ein stabiler Stand (im Flachwasser), eine gute Haltung und Bewegungsausführung sind Voraussetzung für ein effektives und gesundheitsbewusstes Training. Eine aktive Grundspannung und eine aufrechte Haltung sind wichtig. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Schultern gegen den Auftrieb nach unten gezogen werden. Vor einem Aquafitness-Workout muss auch ein gutes Warm-up bzw. eine Adaptation stehen. Wieso, fragst du? Man soll seinen Körper auf das Training in einem anderen Medium stets anpassen. Denke an die physikalische Wassereigenschaft: Durch den ständigen Wasserdruck wird die Flüssigkeit im Körper, also Blut und Lymphflüssigkeit, nach oben in die Körpermitte gepresst. Dies führt zu einer Reduktion der Herzfrequenz und erklärt somit das gute Herzkreislauf-/Atmungstraining. An Land würde das Gegenteil geschehen: Hier fließt das Blut wegen der Schwerkraft Richtung Beine. Ein Cool Down – oder Warm Down, wie wir sagen – wird meist nicht wirklich gebraucht. Dennoch sollte man nicht sofort nach dem Training das Becken verlassen. Tja, da kommen schon wieder die physikalischen Wassereigenschaften zum Tragen. Wie war das noch gleich? Im Wasser sammelt sich die Körperflüssigkeit wegen des hydrostatischen Wasserdrucks in der Körpermitte. Daher heißt es nach dem Training im Wasser: „Achtung beim Verlassen des Beckens! Schwerkraft setzt ein!“ Geht dies zu schnell, kann es zu Koordinations- und Gleichgewichtsproblemen führen. Man sollte das Becken also ganz gemütlich über die Treppe verlassen – das gilt insbesondere für Senioren.
DiQ: Gibt es auch therapeutische und neurologische Anwendungsgebiete?
CFQ: Ja, klar! Krankengymnastik wird immer noch im Wasser angeboten. Lass uns die physikalischen Eigenschaften des Wassers nochmal erfassen: Diese sind Viskosität, Temperatur, Wasserdruck, Auftrieb und Widerstand. Nehmen wir den Auftrieb. Im therapeutischen Anwendungsgebiet seien hier zum Beispiel Patienten, die ein neues Knie oder eine neue Hüfte bekommen haben und deswegen postoperativ sehr wenig Belastung ausüben dürfen, erwähnt. Wie schon beschrieben, trägt das Wasser einen großen Teil des des Eigengewichts. Ein solcher Patient kann daher seine Rehabilitation wunderbar im Wasser machen. Darüber hinaus wird er durch die permanente Wirkung des hydrostatischen Drucks massiert und kann in einer guten Haltung arbeiten. Von Seiten der Neurologie geht es hier mehr um die Rückgewinnung von Mobilität bzw. Teilmobilität. Entlastung und Entspannung, Beweglichkeit, Förderung und Koordination in der Bewegung, Atemaktivität gegen den Wasserdruck und Anbahnung von Bewegung ohne Sturzgefahr – und auch um Lebensfreude im anderen Element.
DiQ: Wie stehen Sie zu weiteren Angeboten wie Aqua-Pilates, Aqua-Bouncing, Aqua-Jogging oder Aqua-Cycling?
CFQ: Ich bin für alle Angebote des Wassertrainings, allerdings mehr für das Eigenkörpertraining ohne Tools, höchstens vielleicht mit sogenannten Gloves, also Handschuhen für Box-Training im Wasser, Beinschwimmer für Bauch-Beine-Po oder kleine Mits, Neopren-Handschuhe, für Aqua-Rücken oder Aqua-Pilates. Du hast mich ja gerade schon gefragt, was das Element Wasser als Trainingsgerät ausmacht. Nun, wieso sollte ich dazu noch ein Trampolin ins Wasser werfen und darauf springen? Man kann das wunderbar ohne Trampolin machen. Oder wieso ein Rad ins Schwimmbad stellen und darauf strampeln? Man kann die Bewegung auch ohne das Bike machen. Das ist jedoch immer eine Frage von Trends – und von Spaß!