Leben im Delta
Biennale für aktuelle Fotografie auf der BUGA23
Es ist fast wie Zauberei: Aus Sonnenlicht, Wasser und Eisensalzen entstehen fotografische Bilder in einem ganz speziellen Blau – sogenannte Cyanotypien. Mit diesem Verfahren beschäftigen sich Carolin Lange und Dico Kruijsse im Rahmen der BUGA23 auf Einladung der Biennale für aktuelle Fotografie und des Kalamari Klub. Was dabei entsteht? Die beiden erzählen es uns im Interview!
Delta im Quadrat, Tim Fischer: Hallo Carolin, hallo Dico, könnt ihr euch bitte kurz vorstellen?
Carolin Lange und Dico Kruijsse: Hallo Tim, wir sind Carolin und Dico, sind beide im künstlerischen Bereich tätig und wohnen in Rotterdam. Seit 2017 arbeiten wir zusammen an unserem Projekt „Under the Same Sun“. In diesem Projekt erstellen wir mit dem fotografischen Blaudruck-Verfahren, auch Cyanotypie genannt, Lichtaufnahmen vor Ort, indem wir einen Ort oder ein Gebäude als eine analoge „Kamera“ verwenden.
DiQ: Was könnt ihr uns über die Zusammenarbeit mit der Biennale für aktuelle Fotografie und dem Kalamari Klub im Rahmen der BUGA 23 erzählen?
CL & DK: Zusammen mit den wundervollen Teams der Biennale für aktuelle Fotografie und des Kalamari Klub arbeiteten wir im Februar und im März in Mannheim, um eine großformatige Installation im Eingangsbereich auf dem Spinelli-Gelände der BUGA zu realisieren. Diese Installation besteht aus Lichtaufnahmen in der Natur, die in Mannheim und Umgebung entstanden sind.
DiQ: Wie es dazu gekommen?
CL & DK: Die Kuratoren Christoph Wieland und Nicolas Reinhart hatten die Idee eines „Reallabors für erneuerbare Fotografie“, das die historische Fototechnik der Cyanotypie als Ausgangspunkt nimmt. Wir arbeiten schon seit einigen Jahren mit dieser Technik großformatig und auf experimentelle Weise. Unsere Installation wird die zwei Kasernen im Eingangsbereich bespielen und aus ca. 120 einzelnen Lichtaufnahmen bestehen, die wir mit dem Cyanotypie-Verfahren erstellt haben.
DiQ: Welche Idee bzw. Botschaft steckt hinter dem „Reallabor für erneuerbare Fotografie“?
CL & DK: Von Anfang an wollten wir, dass das Werk in Mannheim, direkt vor Ort, entsteht. Ausgangspunkt ist das Gefühl, in der Natur zu sein. Zum Zeitpunkt dieses Interviews sind wir gerade dabei, die einzelnen Cyanotypien herzustellen. Wir erstellen abstrakte Aufnahmen von Licht- und Schattensituationen in der Natur in und um Mannheim. Dafür suchen wir uns Orte, an denen wir uns wohlfühlen. Hier setzen wir Stoffbahnen manchmal für wenige Minuten, oft aber auch für mehrere Stunden dem Licht aus. Dabei fotografieren oder dokumentieren wir nicht einen bestimmten Ort, sondern vielmehr einen Moment. Es entstehen Bilder, die wir uns vorher nicht vorstellen konnten, Bilder, in denen das Vergehen der Zeit eine Rolle spielt, Bilder, die Formen, Strukturen und Zusammenhänge sichtbar machen, die wir nicht auf einen Blick erfassen können. Einige Werke sind sehr abstrakt, andere lassen deutlich Blätter und Äste erkennen. Das „Reallabor“ selbst ist auch ein Versuch, ressourcenschonender und ökologischer zu arbeiten. Das Blaudruck-Verfahren ist im Vergleich mit anderen analogen Fototechniken eine der wenigen ökologischeren Alternativen.
DiQ: Auf was dürfen sich die Besucherinnen und Besucher der BUGA noch freuen? Wird es in irgendeiner Form ein Begleitprogramm geben?
CL & DK: Ja, das „Reallabor“ besteht nicht nur aus der Installation. Uns ist es wichtig, dass Interessierte an diesem Projekt teilhaben können. Am Eröffnungswochenende der BUGA23, am 15. und 16. April, halten wir zwei Produktionsworkshops auf dem Spinelli-Gelände ab. Hier laden wir dazu ein, an unserem Arbeitsprozess teilzuhaben. Zusammen mit den TeilnehmerInnen erstellen wir weitere Cyanotypien, die die Installation an den beiden Kasernen im Eingangsbereich erweitern werden. Zudem bieten die Biennale und Kalamari Klub Workshops an, in denen man die Technik der Cyanotypie erlernen kann. Auch gibt es Kurzführungen und am 09. Juni eine Veranstaltung unter dem Titel „Erneuerbare Fotografie?! – Gesprächsrunde über Nachhaltigkeit und Ökologie in der Fotografie“.