Leben im Delta
Die GBG – Mannheimer Wohnungsbaugenossenschaft
Die GBG Mannheim ist die größte kommunale Wohnungsbaugesellschaft in Baden-Württemberg und stellt für etwa 13 Prozent der Mannheimer Bürger Wohnraum zur Verfügung. Im Auftrag der Stadt Mannheim übernimmt sie für die nachhaltige Entwicklung der Stadt wichtige Bauprojekte. In speziellen Sonderprojekten steht die Nachhaltigkeit beim Bau ganz besonders im Fokus – das Forschungsobjekt „SQUARE“ auf FRANKLIN ist eines davon.
Delta im Quadrat, Tim Fischer: Herr Kiefer, können Sie sich bitte kurz unseren Lesern vorstellen und Ihr Aufgabengebiet als Projektleiter bei der GBG kurz umreißen?
Gregor Kiefer: Ich bin Architekt und habe in der Vergangenheit komplexereBauvorhaben von der Planung bis zur Bauleitung betreut. Bei der GBG bin ich seit Anfang 2018 und dort Abteilungsleiter für Sonderprojekte. Dazu zählen Projekte, die über den üblichen Wohnungsbau und die Modernisierung hinausgehen. „SQUARE“ ist ein solches Projekt, bei dem ausgewöhnliche Technik zum Einsatz kommt und zusätzliche Schnittstellen zu bewältigen sind.
DiQ: Was genau bedeutet „SQUARE“? Was steckt dahinter? Was ist das Besondere an diesem Projekt und warum ist es besonders nachhaltig?
GK: „SQUARE“ ist die Abkürzung für „smart quarter and urban area reducing emissions“ und wird als Forschungsobjekt von der EU gefördert. Wir habenauf der Konversionsfläche FRANKLIN die Möglichkeit, zwei identischeWohngebäude energetisch zu vergleichen – und zwar nicht nur rechnerisch oder über eine Simulation, sondern praktisch am gebauten Objekt. Zu diesem Zweck sanieren wir ein Gebäude mit dem Energiestandard der EnEV 2014, das andere mit dem so genannten EnerPHit Standard – dasentspricht nahezu Passivhausstandard. Das EnerPHit-Gebäude ist nicht nur mit erhöhten Wärmeschutzanforderungen ausgestattet, sondern verfügt auch über eine aufwändigere Technik wie zum Beispiel Fußbodenheizung, kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung, Photovoltaik und Hybrid-Kollektoren für Strom und Wärmeerzeugung, einen Akkuspeicher im Keller und Ladestellen für E-Mobilität.In einer Monitoringphase über drei Jahre werden die beiden Gebäude verglichen und die Ergebnisse für die Öffentlichkeit sichtbar auf einer Stele angezeigt. Zusätzlich erhalten die Mieter des EnerPHit-Gebäudesregelmäßige Schulungen zum energieeffizienten Wohnen und dem Umgangmit der Technik. Auf dem EnerTouch-Display kann jeder Mieter Funktionen in der Wohnung zentral steuern, seine Verbräuche ablesen und in einem Ranking schauen, an welcher Stelle er beim Energieverbrauch im Vergleichzu seinen Nachbarn steht. Wir erwarten aus dem Monitoring Erkenntnissezu Abweichungen oder Übereinstimmung von energetischen Simulationen im Vergleich zu dem, was tatsächlich gebaut wurde. Außerdem kann belegt werden, wo und wie eine Investition in energetische Maßnahmen sinnvoll ist.
DiQ: Wie darf man sich als Laie das Leben mit „SQUARE“ (in der Blaupause) vorstellen?
GK: Im EnEV-Gebäude werden Sie gegenüber einer modernisierten Wohnung kaum einen Unterschied wahrnehmen. Die dort getroffenen Maßnahmen entsprechen dem üblichen Vollmodernisierungskonzept der GBG. ImEnerPHit-Gebäude hingegen werden Sie keine Heizkörper finden und eine wesentlich gleichmäßigere Wärmeverteilung haben. Ein Kälteempfinden oderZugluft im Bereich der Fenster gibt es nicht. Sie werden sich daran gewöhnenmüssen, die Fenster geschlossen zu halten und maximal zum Stoßlüften zuöffnen. Die kontrollierte Wohnraumlüftung übernimmt nämlich das Lüften und wird immer für ausreichende Frischluft in der Wohnung sorgen – im Winter wird die Luft außerdem vorgewärmt. Zur Steuerung von Lüftung, Heizung und Beleuchtung steht ein zentrales Display zur Verfügung. Sie werden sich dort umfassende Informationen zu Ihrem Energieverbrauch holen können und bekommen auch angezeigt, wenn noch ein Fenster offenstehen sollte. Interessant dürfte auch das Ranking sein, welches anzeigt, an welcher Position der 24 Mieter Sie im Energieverbrauch stehen. Zu guter Letzt werdendie Nebenkosten wesentlich geringer sein – wir rechnen mit einer Einsparungvon 50%. Für energiebewusste Menschen, die auch etwas technikbegeistert sind, dürfte es sehr spannend werden, im EnerPHit-Gebäude zu wohnen und Teil dieses Forschungsprojektes zu sein.
Mehr über das Mannheimer SQUARE-Projekt auf FRANKLIN lässt sich auf dem SQUARE-Infotag am 03.05. erfahren – geboten sind hier Vorträge, eine Podiumsdiskussion und die Möglichkeit zur Vor-Ort-Besichtigung des Projekts. Weitere Infos: www.gbg-mannheim.de