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Leben im Delta

Die Woinemer Hausbrauerei

Hand- und hausgemacht ist das Bier der jungen Woinemer Hausbrauerei, und wer das nicht nur schmecken, sondern von vorne bis hinten erleben will, der schließt sich einer der regelmäßig stattfindenden Brauereiführungen für Schau- und Braulustige an, Motto: „AusproBIERen!“. Abgefüllt sind auch die Craftbeer-Spezialsorten in den regionalen Getränkemärkten zu bekommen; fassfrisch genießen lässt sich das Bier in ausgewählten Gaststätten in der Region zwischen Weinheim, Mannheim und Heidelberg – eben überall dort, wo man „Woinemer“ aussprechen kann – und auch direkt im angeschlossenen Brauereigasthaus. Immer wieder ist die Brauerei in der Weinheimer Friedrichstraße auch Schauplatz von kleinen, feinen Konzerten, so zum Beispiel beim 18. Celtic Circle, wenn am 24.02. ab 20.30 Uhr Mark Bloomer und Andrew Cadie als „Broom Bezzums“ klassischen Folk auf frische Weise interpretieren und die Musik der Britischen Inseln mal mit einem Hauch von Latin Groove kombinieren, mal mit Gospel – und dabei doch immer typisch irisch bleiben. Uns erzählte der Inhaber, Diplom-Brauer Jochen Hardt, ein wenig aus dem Brauer-Alltag. 

Delta im Quadrat, Tim Fischer: Herr Hardt, können Sie sich noch an Ihr erstes Bier erinnern?

Jochen Hardt: Oh, lange her! Ich denke, ich habe an Papas Bier nippen dürfen. Wie wohl bei allen Kindern hat es bestimmt nicht gleich geschmeckt. Das hat sich später dann gedreht!

DiQ: Wie sah Ihr persönlicher Werdegang aus? Was hat Sie daran gereizt, Craft Beer zu brauen?

JH: Ich habe mich schon früh mit der Herstellung von Genussgetränken beschäftigt. In meiner Kindheit und Jugend war es mehr das Keltern von Apfelwein und das Mithelfen bei der Weinlese im Weinberg. Später habe ich in einem alten Gebäudeanbau ein kleines „Sudwerk“ zusammengeschraubt und damit angefangen, erste eigene Biere zu brauen. Nach dem Abi und einigen Semestern auf der Uni setzte sich der Entschluss durch, komplett in die Brauereibranche zu wechseln. Nach einer praktischen Ausbildung bei der Darmstädter Privatbrauerei ging ich nach Weihenstephan und studierte Brauwesen. Schon während des Studiums wurde mir klar, dass ich nur in kleineren Brauereien arbeiten wollte. Es war mir wichtig, den kompletten Prozess der Bierherstellung vom Rezept-Erdenken bis zum Ausschank miterleben zu können. Im Mai 1998 konnten meine Frau und ich diesen Traum in Weinheim mit dem Erwerb der Woinemer Hausbrauerei umsetzen. Seit damals haben wir zu den Standardsorten auch immer Craft Beer gebraut. Wir nannten es nur anders: Saison-Bier. Das Schöne daran ist, immer mal etwas Neues ausprobieren zu können und die Reaktion der Gäste bei uns im Gasthof mitzuerleben. Diese Möglichkeit hat man eben nur in einer Hausbrauerei, da hier die Mengen so überschaubar sind, dass man auch die Frische des Produktes gewährleisten kann.

DiQ: Bitte erläutern Sie den Herstellungsprozess. Was ist anders als bei anderen Bieren und Brauereien, was macht Ihr Craft Beer dadurch außergewöhnlich? Wie heben Sie sich vom Markt ab?

JH: Die Herstellung moderner Saisonbiere, also Craft Beer, ist dadurch geprägt, dass eine bestimmte Eigenschaft geschmacklich oder über den Geruch hervorgehoben wird. Es ist somit vor allem die Auswahl der Rohstoffe von besonderer Bedeutung. Zum Beispiel werden durch den Einsatz von modernen Hopfenzüchtungen und die Art, wann diese zum Einsatz kommen, spannende Ergebnisse erzielt. Unsere Philosophie ist es allerdings, bei allen denkbaren Möglichkeiten die „drinkability“ des Gebräus nicht zu vergessen. Das Craft Beer darf gerne aufregend anders als herkömmliches Bier schmecken – im Vordergrund steht aber, dass der überwiegende Teil der Kunden gerne davon noch ein zweites trinken möchten. Einige Craft-Brauer überspannen hier den Bogen nach dem Motto „Viel hilft viel!“. Für uns steht der Genuss im Vordergrund.

DiQ: Wie sieht der klassische Arbeitstag eines Braumeisters aus?

JH: Das ist in unserer kleinen Brauerei vielleicht gar nicht so typisch. Da bei uns noch alles von Hand gemacht werden muss, laufen praktisch alle Prozesse immer unter Aufsicht und Anteilnahme ab. Da beginnt der Morgen um 7 Uhr mit dem Einmaischen und je nach Verfahren sind wir dann mittags gegen 16.30 Uhr fertig mit dem Sud. Dazwischen wird eine Fülle von Dingen erledigt, die zum Brauerei-Alltag gehören. Sude von den Vortagen müssen gespindelt werden, Gärbottiche und Lagertanks stehen zur Reinigung an. Der eine oder andere Sud wird geschlaucht oder es müssen 5-Liter-Dosen bzw. Fässer gefüllt werden und, und, und… Den klassischen Arbeitstag gibt es nicht – aber das macht ja den Job auch so spannend!

DiQ: Was erwartet unsere Leser zukünftig aus Ihrem Hause? Können Sie bereits einen kleinen Ausblick geben?

JH: Wir haben im vergangenen Jahr unseren neuen Abfüllbereich und eine kleine „Gär-Lounge“ mit Verköstigungsraum fertiggestellt. Hier finden nun immer häufiger Bierseminare und Verprobungen statt, welche auch mit unterschiedlichen Themen für Abwechslung sorgen. Wir wollen hier in launiger Atmosphäre den Besuchern das Thema Bierbrauen näherbringen. Außerdem beginnen wir in Kürze mit dem Bau unseres neuen Sudhauses. Der Bau wird wohl erst Ende 2018 vollendet sein. Mit dem neuen Herz der Brauerei lassen sich künftig auch Bierspezialitäten brauen, die wir derzeit noch nicht herstellen können. Auf diese Neuerung sind wir natürlich selbst am meisten gespannt, da wir neue Möglichkeiten auch für das Segment Craft Beer sehen.

Neben dem Bierbrauen haben wir eine Leidenschaft für die Herstellung von Gin entwickelt. Nachdem der erste Gin, der „Yin Gin“ so überaus gut angenommen wurde, arbeiten wir an einer Variante und sind dabei, für diese Produkte neue Märkte zu erschließen. Im Moment experimentieren wir an Rezepten für Cocktails, welche Craft Beer und Gin kombinieren. Als durchaus gelungen empfinden wir die Kreation „Mad George“ – hier trifft unser hauseigener Gin auf unser rotes englisches Ale, den „Red George“. Mehr zum Gin und den Tastingterminen findet sich auf der Website www.woinemer-brauerei.de.


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