Leben im Delta
DIGITALISIERUNG
Das Junge Theater Heidelberg und die digitale Bühne
Das vergangene Jahr brachte ganz neue Herausforderungen: Die Theatermacher hatten ihre Stücke geprobt und aufführungsbereit, das Publikum hätte sie gerne gesehen – doch dann war Lockdown. Wie bringt man unter solchen Umständen das Theater und die Zuschauer zusammen? Eine Lösung: die digitale Welt! Auf www.theater-stream.de konnten Aufführungen als Stream betrachtet werden, ohne dass dafür jemand das Haus verlassen musste. Zwei dieser Stücke machen jetzt den Sprung vom Digitalen auf die ganz reale Bühne, „Schimmerndes Wasser“ (ab 12) und Astrid Lindgrens Klassiker „Mio, mein Mio“ (ab 10) sind in der neuen Spielzeit nun als „echte“ Aufführungen zu erleben, mit allem, was das Theater, wie man es seit Jahrhunderten kennt, eben ausmacht. Da entsteht eine ganz eigene gemeinsam erlebte Dynamik, das Geschehen ist ganz im Jetzt und unwiederholbar, der Applaus spontan und ansteckend! Gleichzeitig will man den neu eroberten digitalen Raum, der ja durchaus auch seine vorteilhaften Seiten hat, nicht gleich wieder aufgeben, also kommt „Bambi“ als digitales Theatergame neu ins Netz (ab 11, digitale Premiere: 05.10., 17 Uhr). Das Stück spielt in einer Zukunft, in der sich niemand mehr an echte Wälder und Wiesen erinnern kann, in einer Welt ohne Natur. An deren Stelle tritt ein virtueller Wald, gespielt wird ein virtuelles Game: „Bambi“ eben… (Fotos: Susanne Reichardt)
LUdigital – die App für Ludwigshafen
Ludwigshafens neue Tourismus-Broschüren sind in mehreren Sprachen verfügbar: Deutsch, Englisch und Französisch gehören natürlich obligatorisch dazu, aber die attraktivsten Ecken der Stadt werden jetzt auch „uff pälzisch“ vorgestellt. Ein Renner, wie sich inzwischen gezeigt hat! Gleichzeitig wurde die App „LUdigital“ an den Start gebracht, die – nebst anderen nützlichen Funktionen – Ludwigshafens sehenswerte Orte auch mobil abrufbar macht. Und auch sie setzt auf den Dialekt: Die „schennschde Egge“ sind jetzt auch in einem guten Dutzend Videos erlebbar. Für die Pfalzifizierung zuständig: Mundart-Comedian Christian „Chako“ Habekost! Fakten gemischt mit Selbstbewusstsein und Augenzwinkern sind ja bekanntlich seine große Stärke. Die Miró-Wand als „en Wescher vunn Kunschdwerk“ vorzustellen oder an der Pegeluhr rätseln, wer die zwei fehlenden Stunden auf der Uhr geklaut haben könnte und welche Verschwörungstheorie sich dahinter verbirgt – das macht Chako unvergleichlich gut! „Und so wird LU uff ämol zur charmantesten Stadt von… also zumindescht vun gonz … also: weeschwie’schmään?!“… Und ganz nebenbei wird in den Videos auch erzählt, wie Ludwigshafen, die Stadt am Rhein, sich wandelt. Beispielsweise am Flussufer: Wo sich früher Container stapelten und Industrieflächen waren, ist heute der der Rhein erlebbar und neues Wohnen am Wasser möglich. Eine deutliche Veränderung der Stadt – in absolut positivem Sinn! LUdigital ist verfügbar in den Appstores von Apple und Google, die Videos finden sich unter „Tourist-Info“ – „Sehenswürdigkeiten uff pälzisch“.
Digital durch die Geschichte Mannheims – das MARCHIVUM
Die analog gelebte Geschichte Mannheims wird auch digital erhalten: Im Mannheimer MARCHIVUM ist die Digitalisierung seit zwei Jahrzehnten ein elementarer Bestandteil der Archivierungsarbeit. Dabei wird das Ziel verfolgt, wichtige stadthistorische Unterlagen online zur Verfügung zu stellen. So kann man aktuell über das Internet 3 Millionen Seiten recherchieren und einsehen – zu entdecken sind beispielsweise private Korrespondenzen bedeutender Mannheimer Persönlichkeiten, Amtsbücherserien wie die wertvollen Ratsprotokolle, die ab 1661 vorliegen, aber auch Hunderttausende an digitalisierten Fotos, Plakaten oder Karten, die eine Vorstellung davon geben, wie die Stadt früher ausgesehen hat.
Dabei hat das MARCHIVUM bzw. das vormalige Stadtarchiv Mannheim von Anfang an den Fokus darauf gesetzt, eigene Kompetenzen zur Digitalisierung aufzubauen. Aus der Ein-Personen-Scanstation zu Beginn des neuen Jahrtausends hat sich längst ein großes Digitalisierungszentrum entwickelt, das eine umfangreiche Ausstattung an Buch-, Foto-, Dia-, Durchlauf- und Großformatscannern nutzt – übrigens auch für externe Kunden wie Museen oder Unternehmen der Region. Zu Recht gilt daher das MARCHIVUM als einer der Vorreiter der Digitalisierung in der deutschen Archivlandschaft. Mehrfach gelang es in der Vergangenheit, Drittmittel einzuwerben und die aufwändige Digitalisierung besonderer Bestände zu finanzieren. So wirkte das MARCHIVUM bei einem Pilotprojekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft für Archive mit, indem es die historischen Schriftgutdokumente der Kunsthalle Mannheim digitalisierte und online stellte. Anhand dieser Unterlagen können etwa die Anfänge der Kunsthalle unter ihrem Direktor Fritz Wichert nachvollzogen werden, der „Kunst für alle“ forderte und ein entsprechendes Bildungsprogramm für die Mannheimer Bevölkerung auflegte. Aber auch zur berühmten Ausstellung zur „Neuen Sachlichkeit“ von 1925 oder zur Wirkung der nationalsozialistischen Kulturpolitik auf die Einrichtung finden sich hier tiefergehende Informationen. Spannende Einblicke in Alltagskultur und -leben geben die online gestellten historischen „Verlassenschaftsakten“, die Nachlassregelungen wie Testamente oder Vormundschaften von ca. 1700 bis 1860 enthalten. Soeben vollständig digitalisiert ist die archivische Sammlung des Mannheimer Altertumsvereins von 1859 mit Urkunden, die zurück bis ins 14. Jahrhundert reichen. Aktuell werden mit Unterstützung des Programms „Neustart Kultur“ die Zeitungsbestände aus den Jahren 1885-1945 digitalisiert und parallel dazu ein eigenes digitales Zeitungsportal aufgebaut. Dann kann in diesen Zeitungen nach beliebigen Stichworten über den gesamten Zeitraum recherchiert werden.
Seine digitale Kompetenz nutzt das MARCHIVUM auch für seine Ausstellungen. Die neue Dauerausstellung zur Stadtgeschichte Mannheims, die im Herbst 2021 eröffnet wird, setzt dezidiert auf digitale, multimediale Präsentationen: Niederschwellig, innovativ und durchaus auch spielerisch kann hier die Geschichte Mannheims erlebt werden – sei es anhand eines digitalen Stadtmodells oder bei einer virtuellen Fahrt durch die Innenstadt des frühen 20. Jahrhundert auf einem nachgebauten Benz-Patentwagen Nr. 1, also dem ersten, in Mannheim erfundenen Automobil von Karl Benz. Ein ähnlicher Ansatz wird im NS-Dokumentationszentrum verfolgt, das im Frühjahr 2022 eröffnet werden soll. Auch hier wird es multimediale, teilweise interaktive Stationen geben, welche die Geschichte der NS-Zeit darstellen bzw. auch ansatzweise nachempfinden lassen. Sie werfen dabei vor allem die Frage auf, welche Folgen dieser Zivilisationsbruch hatte und wie ein demokratisches Miteinander in einer offenen Gesellschaft funktionieren und gestärkt werden kann.
www.marchivum.de
Smartes Hören: Digitale Zusatzfunktionen moderner Hörsysteme
In der letzten Zeit haben sich Hörgeräte zu modernen Alleskönnern entwickelt, die multimedial vernetzt und mit ganz neuen Funktionen ausgestattet sind. Dann gleichen sie nicht nur eine Hörminderung aus, sondern lassen sich auch via Bluetooth mit anderen Multimediageräten wie dem Fernseher oder dem Smartphone verbinden. Mit verschiedenen Apps können die kleinen Hightech-Wunder dann per Smartphone gesteuert werden. Die Hörgeräte der neuen Generation bieten zahlreiche Mehrwerte – beispielsweise die Möglichkeit, Störgeräusche zu reduzieren und die Sprache in den Vordergrund zu rücken, sodass man auch bei Umgebungslärm Gespräche besser hören und verstehen kann. Dank der direkten Verbindung mit einem Smartphone oder Telefon können Gespräche auch direkt ins Ohr weitergeleitet werden. Durch Konnektivität werden Hörgeräte zunehmend zu Smart Devices, mit denen die physische und mentale Gesundheit verbessert werden kann. Eine Messung der Vitalfunktionen und der Bewegung im Alltag ermöglicht einen Überblick über die körperliche Fitness, und die Auswertung zwischenmenschlicher Kommunikation liefert wichtige Einblicke in die mentale Verfassung und kann psychologische Therapieangebote erweitern.
Einige moderne Hörsysteme ermöglichen es ihren Nutzern, Hör-Profile per Smartphone zu speichern und die Einstellung der Hörgeräte daran anzupassen. Künstliche Intelligenz (KI) optimiert anhand dieser Klangbeispiele sowie aus den je nach Situation getroffenen Benutzereinstellungen dann die situationsspezifische Höreinstellung und Mikrofonsteuerung. Dadurch wird das Hörerlebnis in lauten Alltagssituationen – wie an Bahnhöfen, Flughäfen oder bei Großereignissen – deutlich verbessert. Gleichzeitig erkennen die Hörgeräte ruhigere Umgebungen und passen die Einstellungen entsprechend an. Die Entwicklung moderner Algorithmen geht sogar in die Richtung, dass die akustische Situation in unbekannten Umgebungen und bei unbekannten Stimmen funktioniert. Durch smarte Mikrofonsteuerung fällt es den Nutzern beispielsweise leichter, in lauten Umgebungen Gesprächen zu folgen.
Neue Hörgeräte sind nicht nur in der Lage, Töne aus der Umgebung aufzunehmen, zu verstärken und wiederzugeben, sondern sie sind zugleich Teil der digitalen Medienwelt und Medienwahrnehmung. Sie lassen sich mit dem Computer, Tablet oder Smartphone, dem Fernseher und anderen Medien verbinden und bringen damit den Hörkomfort auf eine neue Stufe. Ein Spielzeug für junge Leute? Keineswegs! Gerade auch die Generation der Seniorinnen und Senioren setzt auf die smarten Hörgeräte. Viele tragen heute ihr Handy stets bei sich und nutzen es als mobile Fernbedienung für ihre Hörgeräte. Sie können mithilfe verschiedener Apps ihre smarten Hörgeräte an unterschiedliche Situationen des Hörens anpassen, Gesprächen besser folgen oder genussvoll fernsehen. Dafür sollte man allerdings die Hörgeräte ausgiebig beim Hörakustiker und auch zuhause ausprobieren, bevor man sich für ein Modell entscheidet.
TECHNOSEUM: Barrierefreier Webauftritt
Zugang für alle: Das Mannheimer Technoseum will Menschen mit Behinderungen digitale Informationen einfach zugänglich machen. Deshalb hat das Museum seine Website www.technoseum.de barrierefrei gestaltet: „Wir wollen auch online für alle zugänglich sein und Teilhabe sicherstellen. Deshalb haben wir den Anspruch, Menschen mit Seh-, Hör- und Konzentrationsschwäche oder motorischen Einschränkungen intuitiven Zugang zu unserem Online-Auftritt zu ermöglichen“, so Museumsdirektor Prof. Dr. Hartwig Lüdtke. Ab sofort stehen also Informationen in Leichter Sprache sowie in Gebärdensprache zur Verfügung. Ebenso wurde das Screendesign auf die Bedürfnisse von sehbehinderten Nutzerinnen und Nutzern zugeschnitten, sodass sich die Webpräsenz nun in den dominierenden Farben rot, weiß und grau präsentiert. Neben programmiertechnischen Neuerungen, die verbesserte Kontraste, aber auch die Bedienung der Website per Tastatursteuerung umfassen, sorgen redaktionelle Anpassungen für eine verbesserte Nutzerfreundlichkeit. So wurde die Lesbarkeit der Website für die Verwendung von Screenreadern optimiert. Beschreibende Bildtexte können Userinnen und Usern nun vorgelesen werden. Videos in Gebärdensprache unterstützen Hörgeschädigte, während Informationen in Leichter Sprache Menschen mit geringer deutscher Sprachkompetenz zugute kommen.