Leben im Delta
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Carl Theodor!
Im Dezember jährt sich sein Geburtstag zum 300. Male – der Kurfürst Carl Theodor bekommt darum heuer viel Aufmerksamkeit geschenkt. In welcher Form? Und warum ist er überhaupt so wichtig für die Region? Lars Maurer, seit 2017 Leiter des Karl-Wörn-Hauses, des städtischen Museums in Schwetzingen, bringt uns die historische Person näher und schildert, was im Jubiläumsjahr geplant ist.
Delta im Quadrat: Herr Maurer, wer war Carl Theodor? Welche Bedeutung hat er für Schwetzingen und die Region und welche Spuren hat er in der Stadt hinterlassen?
Lars Maurer: Kurfürst Carl Theodor war seiner Zeit in vielerlei Hinsicht voraus. Er hat Kunst und Wissenschaften maßgeblich gefördert. Seine Verdienste reichen von der Archäologie über die Musik bis hin zur Förderung der deutschen Sprache. Die Region avancierte unter seiner Regentschaft zu einem europäischen Hotspot für Kunst und Kultur. Besonders Schwetzingen hat Carl Theodor viel zu verdanken: Durch die Verleihung von Marktrechten sowie durch seinen ambitionierten Ausbau Schwetzingens zur Sommerresidenz Mitte des 18. Jahrhunderts initiierte er die Stadtwerdung des einstigen Bauerndorfes – bestes Beispiel hierfür ist der Schlossplatz, den es ohne Carl Theodors Wirken heute so nicht gäbe! Wie sehr allein dieser von Einheimischen wie Touristen geschätzt wird, ist an sommerlichen Abenden sowie am Wochenende unschwer zu erkennen.
DiQ: Können Sie uns einen Überblick über die Veranstaltungen zum 300. Geburtstag von Kurfürst Carl Theodor geben? Was sind die wichtigsten Programmpunkte?
LM: Die ersten Veranstaltungen in Schwetzingen liegen bereits hinter uns, doch der Großteil wird erst in der zweiten Jahreshälfte stattfinden. Dies ist auch dem Umstand geschuldet, dass Carl Theodor am 10. Dezember 1724 geboren wurde und wir den Höhepunkt der Feierlichkeiten in Schwetzingen am 10. Dezember 2024 begehen. Im Innenhof des in der Carl-Theodor-Straße 8 befindlichen Marstallgebäudes ist ein Open-Air-Festakt samt Parade geplant. Ein weiteres Highlight wird die kleine Kabinettausstellung im städtischen Museum im Karl-Wörn-Haus sein. Unter dem Titel „CabinetT 1724 – 2024“ beschäftigt sie sich mit Leben, Wirken und Erbe Carl Theodors. Als Vorgeschmack auf das neue Museum im Rothackerschen Haus wird im Rahmen dieser Ausstellung auch das „Lebende Buch®“ präsentiert, eine neuartige Multimedia-Installation, die die Verbindung zwischen Schwetzingen und den kurfürstlichen Familien verdeutlicht.
DiQ: Wo finden Interessierte hierzu alles, was sie wissen müssen?
LM: Für das Carl-Theodor-Jubiläum hat die Stadt Schwetzingen eine eigene Webseite mit separatem Veranstaltungskalender eingerichtet. Dieser ist unter www.visit-schwetzingen.de/carl-theodor-300 erreichbar und wird regelmäßig aktualisiert. Es sind aber nicht nur in Schwetzingen, sondern in der gesamten Region zahlreiche Veranstaltungen geplant. Einige davon sind unter einer gesonderten regionalen Webseite abrufbar: www.carltheodor2024.de lautet die Adresse.
DiQ: Die „Schwetzinger Zeitreise“ und die „HörBar“ bieten innovative Wege, Geschichte erlebbar zu machen. Gibt es noch weitere interaktive Formate, um die Historie von Carl Theodor zu vermitteln? Wie können die Bürgerinnen und Bürger von Schwetzingen aktiv an den Jubiläumsfeierlichkeiten teilnehmen?
LM: Am 22.09. organisiert der ADFC eine Fahrradtour über die Maulbeerallee von Heidelberg nach Schwetzingen und zurück. Die Maulbeerallee ist jahrhundertealt und diente früher den Kurfürsten als schnellste Verbindung von Heidelberg nach Schwetzingen. Derzeit gibt es Planungen, die alte Allee in einen Fahrradschnellweg zu verwandeln. Ich selbst nutze sie schon jetzt täglich für den Weg zur Arbeit – und was gibt es Schöneres, als Geschichte im Rahmen einer gemütlichen Fahrradtour zu erkunden? Eine weitere Möglichkeit, Schwetzingen mit allen Sinnen zu erleben, ist unsere neue Themenführung „Kurfürstlicher Kaffeesalon“ (03. und 17.11). Heißgetränke wie Kaffee, Tee und Schokolade waren an den Fürstenhöfen des 18. Jahrhunderts sehr beliebt. Auf einem kleinen Stadtrundgang können die Teilnehmer Interessantes über diese Gaumenfreuden erfahren. Zum Abschluss der Führung gibt es diese Leckereien dann in der Schwetzinger Kurfürstenstube zum Probieren.
DiQ: Auf welche Veranstaltung freuen Sie persönlich sich am meisten?
LM: Der Festakt am 10. Dezember ist sicherlich ein besonderes Highlight. Besonders freue ich mich aber auch auf einen Workshop im Rahmen der Kabinettausstellung „CabinetT 1724 – 2024“. Unter dem Titel „Gegenstände im Stil der Carl-Theodor-Zeit gestalten“ werden restauratorische Techniken der Patina, des Trompe-l’œil und des Vergoldens erprobt. Innerhalb des Workshops kann man also erfahren, wie durch kunsthandwerkliche Methoden Gegenstände im Stil des 18. Jahrhunderts gestaltet werden. Toll wird sicherlich auch die Illumination des Schwetzinger Schlosses zwischen dem 01. und 04.11. durch die Staatlichen Schlösser und Gärten sowie der diesjährige Schwetzinger Herbst am 05.10., wozu die Carl-Theodor-Straße gesperrt wird und Platz bietet für eine riesige kurfürstliche Speisetafel!