Leben im Delta
Kerstin Backes – Illustration und Collage
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Wer bei den hier gezeigten Abbildungen zum Künstlerinnen-Interview mit Kerstin Backes denkt „Moment – der Stil kommt mir doch irgendwie bekannt vor?!“, der hat vielleicht noch das Titelbild der Sommer-Doppelausgabe von „Delta im Quadrat“ in Erinnerung. In einer künstlerischen Collage überragte hier eine Coca-Cola-Flasche den Fernmeldeturm und stellte Schloss, Wasserturm und Alte Feuerwache in ihren Schatten. Beides, Collage wie Coke, ist „made in Mannheim“, und während das Getränk und dessen Verbindung zur Quadratestadt schon in der Sommerausgabe ausgiebig Thema war, soll nun auch noch die Künstlerin hinterm Cover zu Wort kommen!
Delta im Quadrat, Tim Fischer: Hallo Kerstin, kannst du dich und deinen Werdegang kurz vorstellen?
Kerstin Backes: Mein Name ist Kerstin Marie Backes. Schon während der Schulzeit war mir klar, dass ich etwas lernen bzw. studieren möchte, bei dem ich kreativ sein kann. Nach meinem Abitur und ein paar Monaten im Ausland habe ich ein Studium an der Akademie in Mainz begonnen. In meiner Brust schlagen zwei Herzen, zum einen die Kunst und zum anderen die Arbeit mit Kindern. Ich versuchte beides zu verknüpfen und ging für ein Lehramtsstudium nach Heidelberg. In dieser Zeit entwickelten und festigten sich meine Schwerpunkte in den Bereichen Collage, Mixed Media und Illustration.
DiQ: Wie bist du zum Zeichnen gekommen und was macht für dich die Faszination daran aus?
KB: Ich war und bin ein recht verträumter Mensch. Ich denke, dass ich durch die Kunst einen Weg gefunden habe, meinen Gedanken und Ideen Ausdruck zu verleihen und sie so zu konservieren. Verstehen wir es mal als visuelles Tagebuch von Fantasien und Illusionen, die nur dadurch „real“ werden, dass andere sie auch betrachten und darin eintauchen können – und natürlich dadurch, dass ich sie teile. Das Zeichnen und Malen hat mich schon immer fasziniert. Ich kann mich jedoch an kein besonderes Schlüsselerlebnis erinnern, an dem ich beschlossen habe, das gerne zu tun. Es war einfach immer irgendwie da. Ich kann mich daran erinnern, dass man mir in der Schule bei kreativen Aufgaben gerne den Vortritt gelassen hat und ich mich gut im Gestalterischen verlieren konnte. Solche Erfahrungen schärfen ja auch den Blick auf mögliche Interessen.
DiQ: Wer hat dich inspiriert bzw. woher nimmst du heute deine Inspiration?
KB: Meine ersten bewussten Begegnungen mit Illustration und Grafik (auch solcher, die sich außerhalb meiner Kinderbücher befand) hatte ich in meinem Elternhaus. Dort hängen zwei Radierungen von Gertrude Degenhardt, die mich immer schon fasziniert haben und bei denen ich bis heute nicht müde werde, sie anzugucken. Daneben hatte ich noch Zugang zu Bildbänden von Tomi Ungerer und, ganz bedeutsam für mich, Loriot. Diese drei würde ich als meine ganz frühen Heldinnen und Helden der Kunst bezeichnen. Heute würde es mir schwer fallen, bestimmte Namen zu nennen, da es so viele großartige Künstler gibt und der Zugriff auf gute Kunst so einfach geworden ist. Ich denke, alles was wir sehen – vor allem in der heutigen Bilderflut, die uns umgibt –, beeinflusst uns in irgendeiner Form. Meine Bildthemen und Ideen nehme ich aus dem Alltag. Es begegnen mir immer wieder besondere Menschen, Orte und Situationen, die direkt einen Gedanken in mir auslösen. Manchmal sind es aber auch Liedtexte, Nachrichten oder Gespräche, die mich inspirieren. Und bezüglich meiner Collagen sind es ganz einfach die Bildmotive selbst. Dabei geht es primär um das Finden und Zusammensetzen neuer und surrealer Kontexte.
DiQ: Arbeitest du nur analog oder auch digital? Und wenn digital, was kannst du uns über den digitalen Einfluss auf deine Arbeiten berichten?
KB: Bis vor etwa einem halben Jahr habe ich ausschließlich analog gearbeitet. Zum Digitalen (hauptsächlich mit Photoshop) bin ich durch Mehrdad Zaeri gekommen, einem tollen Künstler, den ich in letzter Zeit besser kennenlernen durfte. Am Anfang habe ich mich gesträubt, aber mit ein wenig Übung und Neugier erkennt man schnell, dass das eine Art des Arbeitens ist, die quasi keine Grenzen kennt und das Experimentieren und das Kreativsein total fördern kann. Das hätte ich so nicht erwartet. Man wird sehr viel mutiger, auf das eigene Bild einzuwirken, ohne Angst zu haben, es unwiederbringlich zu „versauen“. Das hilft mir persönlich schon sehr. Dennoch werde ich nie ganz vom Analogen wegkommen, denn dazu liebe ich die Haptik und Endgültigkeit viel zu sehr. Manchmal kann ein Mangel an Mitteln dazu auffordern, neue Wege und Möglichkeiten zu finden. Das finde ich sehr reizvoll. Wie man sieht, beeinflussen mich also beide Arten des Arbeitens sehr: die Unbegrenztheit und der Mut im Digitalen, aber auch das Unwiderrufliche und Entschleunigte im Analogen.
DiQ: Wo kann man deine Arbeiten sehen, wie kann man dich kontaktieren und machst du auch Auftragsarbeiten?
KB: Zurzeit hängen einige Bilder in Heidelberg bei „Unter Freunden“. Ansonsten konnte man meine Bilder schon in der Kombüse und im Tonis, dem Fahrradcafé von Basementbikes (zwei Orte im Jungbusch, die ich nur sehr empfehlen kann!) sehen. Meine Postkarten gibt es in der Xanthippe und bei Jeanny Who. Wer gerne auf dem allerneuesten Stand bleiben möchte, schaut am besten auf meine Website (www.kerstin-marie-backes.de) oder bei Instagram (kemaba) rein. Darüber kann man mich auch gerne kontaktieren. Ich freue mich über jede Nachricht oder Anfrage, was dann auch deine letzte Frage beantwortet: Ja, ich nehme Auftragsarbeiten an und mache die auch wirklich gerne, weil es eine ganz besondere Art des Arbeitens ist, den eigenen Stil mit Themen zu verbinden, die einer bestimmten Sache dienen!