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Leben im Delta

Ludwigshafen: Das Hausboot holt alle ins Haus!

Leben im Delta

Ludwigshafen: Das Hausboot holt alle ins Haus!

Die Köche und Betreiber der in Mannheim etablierten Kombüse, dem dortigen Aushängeschild der veganen Küche, haben unter dem Namen „Das Hausboot“ in Ludwigshafen eine zweite kulinarische Heimat gefunden. Das Café des Ludwigshafener Kulturzentrums „dasHaus“ in der Bahnhofstraße 30 hat erst vor wenigen Wochen eröffnet und bietet einen wechselnden Mittagstisch an, eine bunte und alternative Reise durch die kulinarische Welt, bei der jeder auf seine Kosten kommt. So gibt es an einem Tag Karotten-Zuckerschoten-Gemüse auf Curryreis mit Tofu, am nächsten Sojageschnetzeltes, wie in Mexiko mit Mole mit Kartoffeln, und tags darauf wiederum einen arabischen Kichererbsen-Eintopf mit Koriander-Minz-Chilli-Topping und Knoblauchbrot. Ebenso lädt ein Kräuter-Sojasteak mit Limettenmayo, Erbsen und Kartoffeln oder ein Sojaschnitzel mit Paprika-Tomaten-Ragout und schönen Pfälzer Kartoffeln zum Gaumenschmaus ein. Dazu findet man verschiedenste Gerichte auf der Karte wie z.B. leckere Wraps mit Linsen und Sesam gefüllt, schmackhafte Quesadillas und verschiedene Potatoes, alles vegan oder vegetarisch zu haben. Auch frisch zubereitete Suppen sowie für alle Pastaliebhaber eine wechselnde „Pasta der Woche“ stehen zur Auswahl. Wir haben uns an einem sonnigen Mittag mit John, einem der beiden Betreiber und Köche des neuen vegetarischen und veganen Restaurants getroffen, um ein wenig mehr über das neuste Projekt zu sprechen und ihn persönlich kennenzulernen.

Delta im Quadrat: Was sind deine Wurzeln in der Kochwelt? Wie seid ihr zum Kochen gekommen?

John: Michael ist Koch aus Leidenschaft und ich bin gelernter Koch. Man muss dazu sagen, ich komme aus den Vereinigten Staaten, genauer gesagt aus Pocatello, Idaho, und das Essen schmeckte mir in vielen Restaurants dort nicht. Zu Hause bei meiner Mutter war es immer sehr lecker und als ich mit 18 ausgezogen bin, habe ich dann auch selbst angefangen zu kochen. Zur gleichen Zeit ergab es sich, dass ich mit Freunden und befreundeten Punks die Möglichkeit bekam, in einem Restaurant zu kochen, und so konnte ich weiter Erfahrungen sammeln.

Delta: Hast du ein Lieblingsgericht?

John: Ich liebe mexikanisches Essen und Michael ist großer Pasta-Fan. Mexikanisches Essen ist in Amerika wie die türkische Küche in Deutschland: weit verbreitet und sehr beliebt aufgrund der vielen Mexikaner, die in den Staaten leben.

Delta: Hattest du als Kind eine Leibspeise?

John: Schon immer die mexikanische Küche, aber z.B. auch Macaroni and Cheese.

Delta: Was schmeckt dir partout nicht?

John: Innereien – und ich bin kein großer Erbsenfan. (grinst)

Delta: Wie kamst du dazu, vegan zu kochen?

John: Sagen wir so: Eine Bratwurst kann gut schmecken, keine Frage, aber Gemüse schmeckt auch gut. Zu einem bewussten Lebensstil gehört in meinen Augen auch eine bewusste Ernährung und so kommt eines zum anderen. Zum Beispiel war es so, dass ich in Pocatello montags immer eine Art „VoKü“ für Freunde angeboten habe und da ich auch Veganer unter meinen Freunden hatte, fing ich mit dem Kochen von veganen Gerichten an. Schließlich sollen ja alle zusammen essen können! Das ist eben auch das Credo von der Kombüse und dem Hausboot: Essen für alle. Egal, ob man vegan lebt oder nicht, hier kann man immer zum Essen kommen.

Delta: Wie haben Michael und du euch kennengelernt?

John (lacht): Das war auf einem Punkkonzert in Mannheim, als mich seine Band rauswerfen ließ, da ihr mein Tanzstil... (zögert) nicht gefiel. Naja, anschließend haben wir uns nach dem Konzert noch unterhalten und festgestellt, dass wir eigentlich gar nicht so verschieden sind. So entwickelte sich über die nächsten Jahre eine Freundschaft und als Michael sagte, er wolle sich selbstständig machen, bot ich meine Hilfe an. Nach kurzem Überlegen war mir aber klar, dass ich selbst auch schon immer was Eigenes machen wollte und wir eigentlich die gleiche Idee hatten – so nahmen die Dinge ihren Lauf. Das ist ja jetzt schon fünf Jahre her.

Delta: Was hat Michael gemacht, bevor ihr die Kombüse eröffnet habt?

John: Er arbeitete bei Nintendo in Frankfurt als Testspieler. Er ist sozusagen Quereinsteiger.

Delta: Und was hast du davor gemacht?

John: Ich habe im Café Cafga im Jungbusch gearbeitet.

Delta: Jetzt muss ich kurz unterbrechen, denn da stellt sich natürlich die Frage: Wie bist du denn eigentlich nach Deutschland bzw. nach Mannheim gekommen?

John: Mein Bruder war in Kaiserslautern stationiert und so nutzte ich die günstige Möglichkeit, einmal etwas anderes als Idaho zu sehen. So verbrachte ich erst ein Jahr hier, reiste ein bisschen, fuhr viel Fahrrad durch den Pfälzer Wald und entschloss mich dann, zu bleiben. Über Freunde und die Punkmusik kam ich schließlich nach Mannheim.

Delta: Wie ist dir – oder euch – die Idee gekommen, ein veganes Restaurant zu eröffnen?

John: Wir wollten auf jeden Fall Essen anbieten, das wir auch leben.

Delta: Worauf legt ihr am meisten Wert in euren Restaurants, außer dass das Angebot vegetarisch oder vegan ist?

John: Dass es selbst gemacht ist und dass mit wenigen kommerziellen Produkten gearbeitet wird. Schlicht gesagt: leckeres Essen und eine Atmosphäre, die jeden zum Verweilen einlädt. Selbstverständlich verwenden wir auch viel Bio-Ware, was uns ebenfalls wichtig ist, aber hier muss man betonen, dass wir alles in einem bezahlbaren Rahmen halten wollen und da beißt sich leider die Katze in den Schwanz.

Delta: Was bedeutet für euch Nachhaltigkeit in der Küche?

John: Auf jeden Fall bewusst saisonaler einzukaufen und auch darauf zu achten, woher die Zutaten kommen. Es macht aus meiner Sicht keinen Sinn, Erd­­­­­- beeren aus Thailand im Winter zu essen oder Kürbis aus Neuseeland im Sommer zu kaufen.

Delta: Warum habt ihr das Lokal „Hausboot“ genannt?

John: Zum einen grenzen wir an die Kultureinrichtung „dasHaus“ an. Vielleicht kurz zur Erläuterung: Das von der Aktion Mensch geförderte integrative Eventcafé „Café dasHaus“ ist ein Kooperationsprojekt der Lebenshilfe Ludwigshafen und des Fördervereins dasHaus. Es wird mit viel Motivation und Engagement von Menschen mit und ohne Behinderung ehrenamtlich betrieben. Und da wir bei unserem Konzeptvorschlag alle ins Boot holen wollten, war schnell klar: das Haus und das Boot ergibt „Das Hausboot“, passend eben auch zur Mannheimer „Kombüse“. Des Weiteren möchten wir in Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe Menschen mit Behinderung z.B. einen Praktikumsplatz bieten und auch Asylsuchende wollen wir mit dem Asyl-Café einbeziehen. Auch Kochabende mit Asylsuchenden sind geplant, vielleicht sogar eine syrische oder gambische Kochschule. Denn gerade der Bereich Kultur hat doch so viel mit Essen zu tun. Warum spricht man von Bräuchen wie dem Thanksgiving-Truthahn oder dem Osterbraten? Ein großer Teil unserer Kultur definiert sich hierüber! Grundsätzlich möchten wir den sozialen Gedanken, der hier gelebt wird, aufnehmen sowie etwas zurückgeben und eine Begegnungsstätte für alle schaffen.

Delta: Was hat euch in den Jungbusch und nach Ludwigshafen gebracht?

John: Michael ist schon länger Ludwigshafener und war hier vor Ort auch schon gefühlt immer aktiv, ist hier zur Schule gegangen und ist auch Teil des Klanghaus e.V.; Fabian Burstein, der neue Geschäftsführer für „dasHaus“, fragte dann an, ob man nicht Lust hätte, zusammenzuarbeiten, da er uns bereits aus Mannheim kannte.

Delta: Welchen kulinarischen Trend findest du spannend?

John: Slow Food ist aus meiner Sicht spannend, in unserer Region freue ich mich darüber, dass es immer mehr vegane Läden gibt. (lacht) Die Anzahl unserer Besucher war wohl für viele andere Restaurants ein Impuls, sich selbst zu überdenken. Grundsätzlich sehe ich eine zunehmende Tendenz zu einer bewussten Ernährung. Die Auswahl an regionalen und saisonalen Produkten wird aber noch immer nicht genug betont und steht oft hintenan.

Delta: Beschreibe bitte das Hausboot in drei Worten.

John: Da fragste was! (lacht) Ich nehme vier: Was Schönes in LU.

Delta: Und noch eine letzte Frage: Welches andere Restaurant in der Region empfehlt ihr uns und was erwartet uns dort?

John: Unsere Freunde vom „Glück und Verstand“, den Pide Salonu Uzun und die verschiedenen türkischen Bäckereien in den Quadraten – dort erwartet euch ehrliche und authentische Küche.

Delta: Dann danken wir erstmal für die Tipps und das tolle Gespräch und wünschen euch beiden weiterhin gutes Gelingen!

 

Hausboot

Bahnhofstraße 30, Ludwigshafen,

Öffnungszeiten: Mo-Fr 11-16 Uhr, Tel.: 0621/504 28 94,

www.hausboot-lu.de

 

Kombüse

Jungbuschstraße 23, Mannheim,

Öffnungszeiten: Di-Do 11-23 Uhr, Fr 11-1 Uhr, Sa 17-1 Uhr, Tel.: 0621/43 73 70 61,

www.kombuese-ma.de


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