Leben im Delta
Modern Times 2017 – „Poème de l’Extase“ Das Sommer-Musikfest der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
Die Verschiedenheit der Spielorte könnte man fast symbolisch nennen: zunächst Ludwigshafen mit der Friedenskirche und dem Pfalzbau, dann die Peterskirche in Weinheim, später Mannheim mit Capitol wie Rosengarten und schließlich die Stadthalle in Heidelberg. Ein solcher Pluralismus kennzeichnet auch die „Modern Times 2017“, die in diesem Jahr unter dem Motto „Poème de l’Extase“ stattfinden. Wieder erkunden sie die Weite des europäischen Klangraums, indem sie eine Vielfalt hochkarätiger Werke anbieten und dennoch einen Sinnzusammenhang garantieren, der sich durch die Schwerpunktsetzung in jedem einzelnen der Konzerte ergibt. In diesem Jahr geht das Metropolregion Sommer-Musikfest bereits in die fünfte Runde. Das Festival, das sich dem Wunsch verschrieben hat, spannende Einblicke in die Musik des zwanzigsten Jahrhunderts zu geben, glänzt mit großen Stars der Klassikszene und verbindet die Metropolregion ganz selbstverständlich in einem städteübergreifenden Kulturereignis. Fünf verschiedene Programme an sieben verschiedenen Orten präsentiert Karl-Heinz Steffens mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, die immer deutlicher als das Sinfonieorchester der Metropolregion wahrgenommen wird – eine Entwicklung, die der mit dem ECHO Klassik ausgezeichnete Klangkörper besonders auch dem aufgeschlossenen und neugierigen Publikum verdankt. Weltweit gefragte Solisten wie Ray Chen, Ian Bostridge, Cornelia Froboess, Daniel Gauthier oder Janice Dixon gestalten mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und Karl-Heinz Steffens ein Programm, das Komponisten wie Britten, Strawinsky, Schönberg, Berio, Zimmermann, Ligeti sowie HK Gruber auf die Bühne bringt. In „Modern Times – Poème de l’Extase“ geht es mit dem Sinfonieorchester auf spannende Zeitreisen – über die Musik lässt sich ganz wunderbar dem Alltag entfliehen.
Eröffnet wird „Modern Times 1: London am Rhein“ (15.09., 19.30 Uhr, Pfalzbau, Ludwigshafen) durch den mit zahlreichen Preisen geehrten Geiger Ray Chen. Im Violinkonzert von Benjamin Britten überzeugt der junge Ausnahmekünstler durch seine anrührende Interpretation der Melodik: lyrisch fein oder marschhaft aufbegehrend. Von perkussiven Klängen begleitet wird das Violinkonzert umschlossen von Brittens „Four Sea Interludes“ sowie der London Symphony von Ralph Vaughan Williams.
„An Evening Hymn“ heißt es bei „Modern Times 2“ (22.09. 20 Uhr, Peterskirche, Weinheim und 24.09., 19.30 Uhr, Friedenskirche Ludwigshafen), wenn die Staatsphilharmonie den britischen Tenor Ian Bostridge begrüßen darf. Zusammen stellen sie eindrucksvoll das Motto vor: Mit Werken von Ralph Vaughan Williams, Henry Purcell, Benjamin Britten und Arnold Schönberg führt Chefdirigent Karl-Heinz Steffens durch das englisch angehauchte Programm des zweiten Konzertabends.
Die Schauspielerin Cornelia Froboess gibt dem Publikum der „Modern Times 3“ unter dem Motto „HOT!“ (23.09., 19.30 Uhr, Capitol, Mannheim) die Ehre: Sie deutet Igor Strawinskys Geschichte vom Soldaten eindrucksvoll aus und versteht es, mit jedem Wort zu verzaubern. Dass auch Daniel Gauthier mit seinem Alt-Saxophon musikalisch zaubern kann, wird er in Erwin Schulhoffs Hot-Sonate beweisen! Das dritte Werk des Konzerts: Strawinskys Pulcinella-Suite, eine musikalische Zusammenstellung barocker Tänze, die den den dritten Konzertabend innerhalb der Reihe zum musikalischen Hör-Erlebnis werden lässt.
Zu „Modern Times 4: Nobody knows“ (29.09., 19.30 Uhr, Stadthalle, Heidelberg) wird die Staatsphilharmonie durch den Solisten Reinhold Friedrich, die Sängerin Janice Dixon sowie das Vokalensemble Schola Heidelberg beim vielseitigen Programm konzertant unterstützt. Mit Bernd Alois Zimmermanns Konzert für Trompete und Orchester „Noboy Knows the Trouble I See“ zeigt Reinhold Friedrich in beeindruckend packender Interpretation die jazzige Seite seines Instruments auf; die gesanglichen Gegenspieler trumpfen in Luciano Berios Sinfonia auf.
Bei „Modern Times 5: „Poème de l’Extase“ (01.10., 19.30 Uhr, Rosengarten, Mannheim) füllen HK Gruber, dem die Staatsphilharmonie in der Spielzeit 2017/2018 das Komponistenportrait widmet, Bernd Alois Zimmermann, Györgi Ligeti und Alexander Skrjabin das Konzertprogramm mit ihren klangstarken Kompositionen. Dabei findet Zimmermanns vielschichtiges Cellokonzert „en forme de pas de trois“ im Solisten Gustav Rivinius einen ausdrucksstarken Interpreten, der es versteht, das klangbunte Werk außergewöhnlich zu interpretieren. Das große Finale macht das namensgebende Werk der diesjährigen Modern Times: Skrjabins „Poème de l’Extase“ lässt das Metropolregion Sommer-Musikfest fulminant enden!