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Leben im Delta

peer23 & meltingspot23

Ein Projekt, das in diesem Jahr von der Kunst- und Kulturförderung der BASF bedacht wird, ist peer23, ein nichtkommerzieller Mannheimer Verein, der Subkultur und interdisziplinären Ideentausch unterstützt. Hier entsteht ein kreatives und soziales Netzwerk, ein Tummelplatz für Menschen aus allen denkbaren Lebens- und Arbeitsbereichen. Wie das konkret aussehen kann? Der Vereinsvorstand gibt Einblicke.

Delta im Quadrat, Tim Fischer: Hallo Sven, kannst du unseren Lesern bitte kurz etwas über dich und deine Funktion bei peer23 erzählen?

Sven Etzel: Hi, ich bin Gründungsmitglied und aktueller Vorstand in unserem Verein „peer23 e.V.“. Auf die Funktion des Gründungsmitgliedes bin ich superstolz, weil ich dadurch die Möglichkeit hatte, das ganze Projekt von Anfang an mit zu verfolgen und zu erleben, wie aus Träumen eine Vision entstand, welche wir bis heute umsetzen. Die Funktion des Vorstandes war dann die logische Konsequenz. Da unser Verein quasi basisdemokratisch verwaltet wird, sehe ich mich in einer Vermittlerposition zwischen den verschiedenen Anliegen. Für uns als Vorstände, also auch meinen Vorstandskollegen Fabian, ist es auch super wichtig, dass wir genauso Aufgaben erledigen wie Toilette putzen, Kästen schleppen und was sonst noch an Arbeit anfällt. Ich habe das neulich mal kurz über den Daumen gepeilt und bin auf insgesamt ca. 300 ehrenamtliche Stunden jeden Monat gekommen, die wir benötigen, um die Sache am Laufen zu halten...

DiQ: Was und wer steckt hinter peer23 genau? Was ist die Philosophie des Vereins?

SE: Das peer23 ist ein eingetragener Verein, der 2013 gegründet wurde. Dahinter steckt die Idee, sozial und kreativ tätigen Menschen unkompliziert Gestaltungsräume,Ateliers, Werkstätten und Seminarräume bereitzustellen. Wir verstehen uns als Plattform, die durch die Bereitstellung von Raum die Subkultur fördert. Hier ist der interdisziplinäre Ideentausch nicht nur möglich, sondern erwünscht. Wir trauen uns, Freiraum mit ungewöhnlichen Gedanken zu füllen. Darüber hinaus wollen wir einen Raum für alle schaffen, die auf der Suche nach einem bewussten Leben sind und sich nicht vor alternativen Denk- und Lebenskonzepten scheuen. Das peer hat mittlerweile knapp 80 Mitglieder, die alle ehrenamtlich tätig sind. Es gibt mehrere Ateliers, Proberäume und Musikstudios, außerdem eine Schweißwerkstatt, eine Tonwerkstatt und einen Multifunktionsraum.

DiQ: Was kannst du uns über das Programm Tor4 der BASF und eure Beteiligung daran erzählen?

SE: Als erstes finde ich die geografische Nähe spannend, wir sind ja quasi Nachbarn, aber dabei doch in völlig verschiedenen Welten existierend. Aberauch die Widersprüche – auf der einen Seite ein riesiger multinationaler Konzern mit unzähligen Mitarbeitern, auf der anderen Seite ein winziger Verein – sind interessant. Zunächst hat mich einmal die Fragestellung „Warum wird eigentlich alles besser?“ in den Bann gezogen. Sobald man denkt, man sei der Beantwortung vielleicht ein Stück näher gekommen, tun sich unzählige neue Fragen auf. So ist es jedenfalls bei mir gewesen, als ich mich zum ersten Mal damit beschäftigt habe. Leider sehe ich diese unzähligen Fragen auch, wenn ich in die Zukunft blicke. Klimawandel, Krieg, Umweltzerstörung sind die ersten Gedanken... Ein Grund, warum wir am Tor4-Projekt teilnehmen wollten, ist unsere Befürchtung, dass die Probleme der Zukunft solche Ausmaße annehmen werden, dass man sie allein mit seinesgleichen nicht mehr bewältigen kann. Meiner Meinung nach sind hier völlig neue Ansätze und Konzepte gefragt! Und hier kommt für mich der Kunst-Aspekt ins Spiel: Kunst und Kultur als losgelöster Raum, in dem man sich auf gleicherEbene begegnet und seinen eigenen Kontext einfach mal vor der Tür lassen kann. Natürlich mussten wir uns im Verein, der einen eher alternativen Background hat,erst einmal einem Diskurs stellen, warum wir mit so einem großen Unternehmen kooperieren möchten. Zugleich sind wir auch ein wenig stolz, als noch junger und ausschließlich auf Ehrenamt basierender Verein mit dem Who-is-who der Kulturszene zusammenarbeiten zu dürfen.

DiQ: Wie kann man sich beim meltingspot23 oder auch am peer23 einbringen?

SE: Bei unseren Projekten kann man sich auf vielfältige Art und Weise einbringen. Wir denken, dass jeder Mensch besondere Fähigkeiten hat. Erst wenn er diese wirklich auslebt bzw. mit anderen teilt, kann sich ein Gefühl von Glück oder auch Kohärenz einstellen. Wir sehen unseren Verein als Plattform, also als physischenOrt, wo Menschen sich zusammenfinden, sich austauschen und dann auch aktivwerden können. Bei unserem Projekt „meltingspot23“, welches an mehreren Tagenim ersten Halbjahr 2019 stattfindet, kann man sich super einbringen – die einzigeVoraussetzung ist, dass man dazu bereit sein sollte, etwas verändern zu wollen! Alter, Geschlecht, Herkunft oder Schulabschluss sind also völlig egal, und das macht uns glaube ich auch als Verein aus. Gerne kann man aber auch jederzeit zu uns in den Verein kommen und einfach mal reinschnuppern – am besten immer mittwochs zwischen 17 und 21 Uhr. Wir hatten in den letzten Jahren viele Menschen bei uns, die nur mit einer Idee gekommen sind und das Ganze dann später zu ihrem Lebensinhalt gemacht haben. Dazu haben wir mittlerweile auch eine ziemlich große Community in der Region und können jederzeit mit Tipps und eigener Erfahrung zur Seite stehen.

Sa, 13.04., 12-17 Uhr: „Hunters and collectors“ – große Clean-up-Aktion an Rhein und Neckar, Treffpunkt: peer23, Rheinrottstraße 5, MA
Sa, 25.05., 12-18 Uhr: „The Build Up Part 1“ – Skill-Sharing und gemeinsames Herstellen von Gebrauchsgegenständen, Infrastruktur, Möbeln etc.
Sa, 22.06., 12-18 Uhr: „Whatsart?“ – Waste-Upcycling und gemeinsames Erstellen von Installationen, Skulpturen, Musikinstrumenten

www.peer23.de, www.facebook.com/BASF.Tor4, Bilder: www.facebook.com/Mina-Minze-Lichtbildner


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