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Leben im Delta

Personalisierte Ausbildung bei Roche Mannheim

Die Fähigkeiten und Interessen von Auszubildenden und Studierenden sind ebenso vielfältig wie die moderne Arbeitswelt, die sich stetig wandelt und neue Anforderungen stellt. Roche in Mannheim reagiert darauf mit der Personalisierten Ausbildung – einem Konzept, das Diversität, Arbeit 4.0, vernetztes Denken und Selbstlernkompetenz fördert und das duale Bildungssystem stärkt. Im Interview sprechen wir mit Felicitas Bücher, Leiterin der kaufmännischen Ausbildung bei Roche in Deutschland, und Frank Fillinger, Leiter der kaufmännischen und IT-Ausbildung bei Roche in Mannheim und Erfinder der Personalisierten Ausbildung, um mehr über das Ausbildungskonzept zu erfahren.

 

Delta im Quadrat: Herr Fillinger, Frau Bücher, können Sie bitte zum Einstieg einen Ein- und Überblick über die Personalisierte Ausbildung geben?

Frank Fillinger: Bei Roche in Mannheim setzen wir bereits seit zehn Jahren – wir begehen dieses Jahr unser Jubiläum – auf das Konzept der Personalisierten Ausbildung, die individuelle Entwicklungsmöglichkeiten und gezielte Talentförderung bietet. Dabei geht es um die Entwicklung von Handlungskompetenzen, abgestimmt auf Lehrpläne, Unternehmensanforderungen und die persönlichen Motivationen unserer Auszubildenden und Studierenden. Im Gegensatz zu traditionellen, standardisierten Ausbildungsansätzen ermöglicht unser Modell maßgeschneiderte Lernwege, die den unterschiedlichen Fähigkeiten und Interessen gerecht werden. Dabei liegt unser Fokus klar auf der individuellen Entwicklung dieser Handlungs- sowie auf der Stärkung der Selbstlernkompetenzen.

Felicitas Bücher: Und dieses flexible Ausbildungsmodell kann als Best-Practice-Beispiel dienen, wozu wir auch mit anderen Unternehmen und Bildungseinrichtungen im Austausch sind, um den Herausforderungen des Mangels an Auszubildenden entgegenzuwirken. Es zeigt, wie eine Personalisierung nicht nur den individuellen Bedürfnissen der Lernenden gerecht werden kann, sondern auch zur Sicherung von qualifiziertem Nachwuchs beiträgt.

DiQ: Das klingt sehr innovativ. Können Sie uns etwas über die konkreten Elemente dieser Ausbildung erzählen?

Felicitas Bücher: Die Personalisierte Ausbildung basiert auf drei Kernelementen: Dem Berufsbild und den Kompetenzen 4.0, hier werden einerseits die Inhalte basierend auf den Anforderungen der jeweiligen Ausbildungsberufe und Studiengänge ausgewählt und vermittelt. Es erfolgt jedoch auch eine individuelle Anpassung an die Vorkenntnisse der Personen, um sicherzustellen, dass die relevanten Kompetenzen für die zukünftige Arbeitswelt gezielt entwickelt werden. Zusätzlich haben alle Zugang zu einem stetig erweiterten Angebot an Wahlmodulen, welche ihre individuelle fachliche und persönliche Entwicklung unterstützen, und als dritte Komponente die halbjährlichen Portfoliogespräche mit den Ausbildenden, um aktuelle Lernfortschritt zu besprechen und neue Entwicklungsziele zu setzen. Durch die Gespräche fördern wir die Selbstreflexion und Selbsteinschätzung, während das Portfolio die Kompetenzdarstellung und Lernsteuerung unterstützt. Was uns besonders stolz macht: In den letzten zehn Jahren, also seitdem wir bei Roche auf die Personalisierte Ausbildung setzen, durften wir bereits rund 600 Auszubildende und dual Studierende mit dem Programm ausbilden.

DiQ: Was dürfen wir uns unter den angesprochenen Wahlmodulen vorstellen und wie funktionieren diese in der Praxis?

Frank Fillinger: Wahlmodule bieten unseren Auszubildenden und Studierenden die Möglichkeit, aus einem breiten Angebot eigenständig die Module auszuwählen, die ihrer persönlichen und fachlichen Entwicklung am besten dienen. Dieses umfangreiche Angebot wurde über die letzten Jahre sukzessive aufgebaut und durch die Erschließung neuer Lernquellen und Plattformen weiterentwickelt. Neben rhetorischen Auswahlmöglichkeiten, bei denen das Zusammenspiel von Körperhaltung, Stimme und Sprache vermittelt wird, finden sich unter den beliebtesten Modulen auch effektives Selbstmanagement oder emotionale Intelligenz und Networking. Dies ermöglicht es den Lernenden, ihre Ausbildung individuell zu gestalten.

DiQ: Wie wird Roche den Anforderungen der neuen Generation an Fach- und Führungskräften gerecht?

Felicitas Bücher: Wir müssen die „Generation Z“ ins Berufsleben begleiten, indem wir den jungen Menschen helfen, ihre Stärken und Interessen zu erkennen und zu entwickeln. Durch das aktive Zuhören und Eingehen auf deren Bedürfnisse schaffen wir ein Arbeitsumfeld, in dem sie gerne tätig sind und so ihre Potenziale ausschöpfen. Dabei legen sie einerseits großen Wert auf Themen wie Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit, suchen aber auch am Arbeitsplatz nach Sicherheit, dem Faktor Spaß und Anerkennung – darauf müssen wir als Unternehmen eingehen. Agile Strukturen und die Einbindung aller Mitarbeitenden sind dabei zentral, denn durch Diversität schaffen wir eine Basis für Innovationen und eine positive Arbeitsatmosphäre. Dies entspricht nicht nur den Empfehlungen zahlreicher Studien, die zeigen, dass divers aufgestellte Teams in der Lage sind, kreativer und innovativer auf die Herausforderungen des Arbeitsmarktes zu reagieren, sondern das nehmen auch wir im Unternehmen wahr. Im Kontext des aktuellen Fachkräftemangels wird dies immer wichtiger, um als Unternehmen wettbewerbsfähig zu bleiben.

DiQ: Herr Fillinger, die Personalisierte Ausbildung wird auch wissenschaftlich untersucht. Können Sie uns mehr darüber sagen?

Frank Fillinger: Ja, das ist richtig. Die Personalisierte Ausbildung bei Roche wird bereits in Fachkreisen diskutiert und erfährt eine wissenschaftliche Auseinandersetzung. Im Rahmen einer Doktorarbeit wurde im Dezember 2023 ein erster Fachbeitrag zur Personalisierten Ausbildung in der 45. Ausgabe des Fachjournals „bwp@ Berufs- und Wirtschaftspädagogik – online“ publiziert. Diese fachliche Betrachtung ermöglicht es uns, neue Erkenntnisse zu gewinnen und unser Ausbildungskonzept stetig zu verbessern. Eine wissenschaftliche Begleitung kann auch als Impuls für bildungspolitische Diskussionen darüber dienen, wie Ausbildungskonzepte künftig gestaltet werden müssen, um den Anforderungen der Arbeitswelt 4.0 und den zunehmenden Herausforderungen auf dem Fachkräftemarkt gerecht zu werden.

DiQ: Abschließend: Wie fördert Roche das lebenslange Lernen?

Felicitas Bücher: Lebenslanges Lernen ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Unternehmenskultur bei Roche. Wir ermutigen unsere Mitarbeitenden, kontinuierlich neue Fähigkeiten zu entwickeln und ihr Wissen zu erweitern. Dafür bieten wir zahlreiche kostenlose Weiterbildungsmöglichkeiten, Coaching-Angebote und Netzwerke an. So stellen wir sicher, dass unsere Mitarbeitenden den sich ständig verändernden Anforderungen am Arbeitsmarkt gewachsen sind und auch persönlich weiter wachsen können.

 


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