Leben im Delta
Umgekrempelt
„Du möchtest fair hergestellte Kleidung kaufen? Der pflegliche Umgang mit Mensch, Tier und Umwelt liegt dir am Herzen? Bei Umgekrempelt bist du richtig!“ – mit diesen Worten begrüßt Isabelle Kempf die Besucher ihrer Website (www.umgekrempelt-mannheim.de). In ihrem Mannheimer Laden in M2, 15a gibt es faire Mode für Damen, Herren und Kinder; von einfarbigen Basics und Jeans bis zu edlen Teilen findet man hier fast alles. Umgekrempelt bietet echte Alternativen zum üblichen Modezirkus, Transparenz steht dabei an erster Stelle: Zu jedem Kleidungsstück oder Accessoire erfährt man so genau wie möglich, unter welchen Bedingungen und aus welchen Rohstoffen es hergestellt wurde. Auch ein Reparaturservice wird angeboten. Das alles hat uns neugierig gemacht, darum haben wir uns mit Isabelle unterhalten und uns ihr Konzept einmal näher angeschaut.
Delta im Quadrat: Wer und was steckt hinter „Umgekrempelt“?
Isabelle Kempf: Ich bin Isabelle und ich liebe schöne Klamotten! Außerdem mag ich Dinge, die Geschichten erzählen. Und genau das mache ich bei Umgekrempelt. Du erfährst von mir, was die Upcycling-Unikate in ihrem früheren Leben mal waren. Auch über die Labels und Produzenten der Kleidung gebe ich dir Auskunft. Und wenn du mit deiner kaputten Jeans zu mir kommst, dann schreiben wir die Geschichte gemeinsam weiter und die Hose bekommt nochmal eine zweite Chance. Umgekrempelt ist meine Antwort auf den ganzen Fast-Fashion-Zirkus. Hier findest du fair produzierte Kleidung für Herren und Damen, wertvolle Geschenke, Reparaturen und Workshops.
DiQ: Wie bist du auf die Idee gekommen, außer fairer Mode auch Upcycling und Reparaturen anzubieten bzw. was kann man sich darunter vorstellen?
IK: Dass ein Kleidungsstück fair produziert wurde, ist für mich die Grundvoraussetzung, damit es einen Platz bei mir im Laden findet. Um wirklich etwas zu verändern, reicht es jedoch nicht, wenn wir einfach alles, was wir bisher gekauft haben, in Zukunft fair produziert kaufen. Diese Ressourcen gibt unser Planet schlichtweg nicht her. Deshalb sind neben „Weniger ist mehr“ das Upcycling und das Reparieren in meinen Augen die besten Möglichkeiten, um Ressourcen zu schonen. Gleichzeitig haben wir hier tolle Möglichkeiten für wirklich individuelle Produkte, die einen ganz besonderen Charme versprühen. Und wenn du deine Jeans im Workshop selbst repariert hast, dann bin ich mir sicher, dass du sie danach ganz anders wertschätzt. Du bekommst bei mir das Komplettpaket, um deinen Kleiderschrank nachhaltig umzukrempeln.
DiQ: Was bedeutet faire Mode genau?
IK: Hier gibt es sehr viele verschiedene Details, die man betrachten kann: Löhne, Sozialstandards, Arbeitsbedingungen, Umweltverschmutzung. Grundsätzlich geht es aber darum, dass niemand in der Produktions- und Lieferkette ausgebeutet wird, dass alle Beteiligten fair behandelt werden und von ihrer Arbeit leben können. Das betrifft nicht nur die Näherinnen, sondern auch Baumwollbauern, Spinner, Weber, Färber, Fabrikbesitzer, Modelabels, Zwischenhändler, den Einzelhandel. In der konventionellen Produktion sind die Gewinne hier meist ziemlich ungerecht verteilt. Das kann man aber ändern, wenn man nur möchte. Ich verkaufe zum Beispiel bei mir im Laden ein T-Shirt für 15,14 Euro. Die 14 Cent sind ein Aufschlag, den ich bezahle, damit die Näherin in Indien einen existenzsichernden Lohn bekommt. Ja, so wenig braucht es! Man muss nur dafür sorgen, dass die 14 Cent auch bei der Näherin ankommen. Und ja, man kann für 15 Euro ein fair produziertes T-Shirt aus Biobaumwolle kaufen, Jeans gibt es bei Umgekrempelt ab 89 Euro, komplett in Deutschland produziert und ebenfalls aus Biobaumwolle.
DiQ: Kannst du uns etwas zur der Herkunft der Stoffe und verwendeten Materialien bei den Produkten in deinem Shop erzählen?
IK: Viele Produkte in meinem Laden sind komplett in Deutschland hergestellt wie zum Beispiel die Jeans von manomama, die Pullis von der Roten Zora oder die Kleider von Emmy Pantun. manomama lässt sogar den Jeansstoff und alle anderen Zutaten wie Knöpfe, Nieten und Reißverschlüsse in Deutschland produzieren. Darüber hinaus sind alle verwendeten Materialien ökologisch sinnvoll, also zum Beispiel Biobaumwolle für die meisten Kleidungsstücke, aber auch regionale Schurwolle für Jacken und Pullover, pflanzlich gegerbtes Leder für Gürtel, gebrauchtes Drucktuch für die Taschen von fairbag oder kaputte Skateboards für die Schlüsselanhänger von Restwert. Es ist also weder alles bio noch alles vegan, aber alles fair und ökologisch sinnvoll. Und ich kann dir auch genau sagen, was welchen Kriterien entspricht. Diese Transparenz finde ich sehr wichtig, denn heutzutage hat jeder seine eigenen Schlagworte, die für ihn oder sie am wichtigsten sind.
DiQ: Was hast du vor der Eröffnung von Umgekrempelt gemacht?
IK: Ich habe bei zwei mittelständischen Unternehmen in Vertrieb und Back Office gearbeitet. Darüber bin ich sehr froh, denn an der Uni lernt man ja doch eher weniger, wie ein Unternehmen tatsächlich funktioniert. Zumindest bei mir war das so, trotz Wirtschaftsanteilen im Studium.
DiQ: Seit wann gibt es deinen Laden?
IK: Am 5. September 2015 habe ich eröffnet.
DiQ: Was kann man dort alles finden?
IK: Faire Klamotten für Sie und Ihn, Upcycling-Unikate, wertvolle Geschenke, Reparaturen und Workshops. Oder im Detail: Jeans, T-Shirts, Hoodies, Winterjacken, Socken, Unterhosen, Gürtel, Taschen und Täschchen aller Art, Sonnengläser, Geschirrtücher, Mützen, Stulpen, Schmuck, Schlüsselanhänger, Babygeschenke, Kinderbücher, Mäppchen … alles fair und ökologisch nachhaltig produziert.
DiQ: Was verstehst du unter nachhaltigem Umgang mit Kleidung – und informierst du auch darüber?
IK: Nachhaltiger Umgang mit Kleidung startet immer mit einem detaillierten Blick in den eigenen Kleiderschrank. Was habe ich denn da? Was brauche ich überhaupt? So kann man ungetragene Dinge beim Kleidertausch oder auf dem Flohmarkt loswerden. Kaputte Dinge kann man reparieren und sie so wieder nutzen. Wenn sie nicht mehr zu retten sind, kann man überlegen, ob der Stoff sich zum Upcycling eignet oder ob es doch eher ein Putzlappen wird. Ganz wichtig finde ich, dass Slow Fashion auch ganz viel Spaß macht. Wir können als Konsumenten viel bewegen, davon bin ich überzeugt. Jeder Kassenzettel ist wie ein Stimmzettel, mit dem wir einem Unternehmen sagen, dass wir gut finden, was es tut. Und das eben mehr oder weniger fair, bio und regional. Ich entdecke jeden Tag tolle neue Labels, denen ich supergerne meine Stimme gebe! Und Kleidertausch, Flohmarkt und Second-Hand-Läden machen sowieso auch viel Freude, vor allem, wenn man mit Freunden stöbern geht. Das ist übrigens auch meine Antwort für kleine Geldbeutel. Und lieber kaufe ich ein faires, hochwertiges T-Shirt für 20 Euro als vier Shirts für jeweils 5 Euro, die vielleicht die nächste Wäsche nicht überleben. Über all das schreibe ich regelmäßig in meinem Newsletter und auf meinen Social-Media-Kanälen. Demnächst startet auch mein Blog mit ganz viel Inspiration zu fairen Klamotten, Reparieren, Upcycling und weiteren nachhaltigen Verhaltensweisen in Bezug auf den eigenen Kleiderschrank. Auch dein Kleiderschrank möchte umgekrempelt werden!