Leben im Delta
Yoga – So wird 2018 entspannt!
Das neue Jahr ist gerade mal wenige Wochen alt, aber die guten Vorsätze haben wir schon wieder vergessen, der Alltag hat uns schneller eingeholt als uns lieb ist. Und wenn die Motivation uns im Stich lässt und der schnuckelige Schweinehund stubenrein wird, läuft 2018 genauso wie 2017 und 2016 und… Denn es ist jedes Jahr dasselbe Spiel. Das Uhrwerk tickt und wir merken oft zu spät, wie Körper und Geist dicht machen. Wir werden mit Reizen überflutet. Wir belasten unseren Körper nicht richtig. Und ein Ausgleich zum Alltag, eine kurze Flucht ins Paradies findet sich zu selten. Genug der Schwarzmalerei! Es gibt eine Möglichkeit, der Tristesse zu entkommen: Yoga. Das ist längst nicht mehr ein reiner „Hausfrauen-Zeitvertreib“, auch kein vergänglicher Trend und keine bloße Modeerscheinung. Yoga ist bekannt als gesundheitsfördernd und ganzheitlich. Zum einen sind die Übungen gut für den Körper; zum anderen gibt es Entspannungsübungen für den Geist. Yoga beugt vielen alltäglichen Schmerzen vor oder besänftigt sie. Ein Zwicken im Rücken, ein Knacken im Hals und diese immer angespannten Schultern – brauchen und wollen wir nicht! Rücken- oder Nackenschmerzen werden beispielsweise durch eine Verbesserung der Körperhaltung, die Yoga zur Folge hat, oft gelindert. Gleichzeitig lehrt uns Yoga zu entspannen und wirkt dadurch auch positiv aufs Herz-Kreislauf-System. Passende Kurse bieten die Pfitzenmeier Premium Clubs und Resorts jede Woche an, und wem ein ganzer Kurs fürs Erste eine zu hohe Hürde ist, der kann z.B. auch erst einmal das „Lachyoga“ mit Regina Oni-Weber austesten, eine ebenso entspannende wie belebende Yoga-Variante mit Singen, Spielen, Lachen und Tanzen am 18.02., 17.30-18.45 Uhr im Rehazentrum Schwetzingen nach Voranmeldung an der Rezeption; Nichtmitglieder zahlen einen Unkostenbeitrag von 5 Euro. Und wer noch ein wenig mehr „Anschubmotivation“ braucht, kann gleich von Viola Bayer Wichtiges und Wissenswertes aus erster Hand erfahren: Die Yogalehrerin, Sporttherapeutin und Ausbilderin der Vinyasa Power Yoga Akademie Deutschland gab für Delta im Quadrat Einblicke ins Yoga, die Philosophie und die Praxis.
Tim Fischer, Delta im Quadrat: Yoga ist eine Erfolgsgeschichte. Einst als „Hippie-Esoterik-Quatsch“ abgetan, hat es heutzutage eine große Anhängerschaft. Warum ist Yoga so beliebt und was macht es aus Ihrer Sicht so attraktiv?
Viola Bayer: Das Wort „Yoga“ bedeutet „zusammenfinden, vereinigen, verbinden“. Gemeint ist damit das Verbinden von Körper, Geist und Seele und allgemein das Zusammenfinden von Menschen, die auf der Suche sind nach mehr als nur einem Körpertraining. Yoga ist eine jahrtausendealte Trainingsform, ein ganzheitliches System, ein Lebensweg mit dem Ziel, zu sich selbst zu finden. Einer der Hauptgründe, warum viele mit Yoga beginnen, ist, wenn der Körper lauter wird. Rückenleiden, Verspannungen, schlechter Schlaf, psychischer Stress sind Symptome, die wir in den Griff bekommen wollen. Yoga lehrt uns, zu mehr Kraft zu kommen, Energie aufzutanken, über unser Leben nachzudenken und Lebensumstände zu schaffen, die für Gesundheit und Wohlsein sorgen. Ich glaube, dass alle, die Yoga als Übungsweg nutzen, mehr wollen als bloß einen gesunden Körper. Wir suchen nach dem Gefühl von Verbundenheit und innerer Ruhe, um gelassener das Leben zu meistern.
DiQ: Ist Yoga dann eher Sport, Lebensphilosophie oder Meditation?
VB: Yoga kann alles von dem sein, je nachdem, welche Ziele jeder für sich selbst hat. Meistens beginnt es mit den Yogahaltungen, den Asanas, die mit dem Atem verbunden werden. Wenn man mehr sucht als nur die Körperarbeit, wird man sich automatisch auch für eine besondere Lebensphilosophie entscheiden und dementsprechend ändert sich die Lebensweise. Und schon alleine, wenn ich eine Bewegung mit einer anderen verbinde, den Atem integriere und mich darauf konzentriere, ist das eine Form von Meditation. Da Körper und Geist sich nicht trennen lassen, führt ein ruhiger Geist den Körper in die Entspannung und umgekehrt. In den Yoga-Büchern steht, dass unser Körper das Gefährt eines Wagens sei und der Geist dessen Lenker.
DiQ: Wie wirkt Yoga genau?
VB: Ich betrachte immer die drei Ebenen von Körper, Geist und Seele. Das heißt für mich, den Körper zu kräftigen und Dysbalancen auszugleichen. Dort, wo Verspannungen sind, mehr Beweglichkeit zu trainieren, dort, wo eine Schwäche ist, mehr Stabilität zu trainieren. Manche Übungen wirken anregend, manche beruhigend, somit harmonisiert sich mit der Zeit das gesamte System. Je länger und tiefer wir atmen, desto mehr Lebensenergie nimmt unser Körper auf. Der Geist kommt zur Ruhe und wir können klarer denken. Wenn ich Yoga übe, beobachte ich meinen Körper genau, nehme wahr, wie sich die Haltungen für mich anfühlen. Das Beobachten passiert über den Geist. Somit konzentriert man sich während der Yogapraxis immer genau auf das, was im Moment wichtig ist.
DiQ: Ist Yoga auch für unsportliche Menschen geeignet?
VB: Yoga kann jeder machen, man muss nur den richtigen Weg für sich finden. Eher unsportliche Menschen sollten mit einfachen Yogahaltungen beginnen und lernen, den Atem zu spüren und ihn zu lenken. Yoga ist und bleibt individuell. Menschen, die fit sind und bereits andere Sportarten betreiben, können auch an anspruchsvollen Yogastunden als Einsteiger teilnehmen. Der Yogalehrer sollte immer darauf hinweisen, genau auf den Körper zu hören, das richtige Maß zu finden und sich nicht zu überlasten. Bei starken körperlichen Einschränkungen, sowohl am Bewegungsapparat als auch am Herz-Kreislauf-System, oder bei psychischen Krankheiten sollte ein Arzt gefragt werden, um dann an Yogakursen teilzunehmen, die auf diese Krankheitsbilder abgestimmt sind.
DiQ: Gibt es unterschiedliche Arten von Yoga? Wo liegen die Unterschiede?
VB: Alle Yogaarten kommen vom Hatha Yoga. Ha steht für Sonne, tha für Mond. Es geht immer um Ausgleich, wie bei Yin und Yang. Das eine bedingt das andere und ohne das eine wüssten wir nicht, was das andere ist. Inhalte einer Hatha-Yoga-Stunde sind Asanas, die Haltungen, Atemübungen, Meditation, Gesang und Entspannung. Eine alte, dynamische Form des Hatha Yoga ist Ashtanga Yoga. Aus dieser Yogaform entstand in den 80ern das heute sehr bekannte Power Yoga oder Vinyasa Yoga. Die Idee war, das hochkomplexe System Yoga „easy to use“ für den sportlichen, westlichen Menschen zu gestalten. Eine moderne und wundervolle Art, Yoga zu üben, ist Yinyoga. Hier werden die meist sitzenden Haltungen sehr lange gehalten, es geht hauptsächlich um Dehnung, oft in Verbindung mit Atemlenkung und Affirmationen. Wenn man mit Yoga beginnen möchte, sollte man so lange ausprobieren, bis man den richtigen Yogastil für sich gefunden hat. Eine Alternative kann aber auch sein, klassische Wirbelsäulengymnastik, Rückenschule oder Pilates zu besuchen. Hier wird auch oft Atem und Bewegung miteinander verbunden, aber ohne spirituelle Hintergründe wie bei Yoga.
DiQ: Inzwischen ist Yoga so beliebt, dass es immer neue Arten – teils auch sehr skurrile – gibt. Ein Beispiel: Bier-Yoga. Finden Sie diese neuen Entwicklungen sinnvoll?
VB: Ich finde fast alle Yogastile sinnvoll, die noch mit den traditionellen in irgendeiner Weise in Verbindung stehen und auf die Gesundheit des Menschen abzielen. So spaßige Arten wie Bier-Yoga gehören für mich nicht dazu. Ich bin Pfälzerin und höre und sehe immer mal wieder lustige Bilder oder Videos, die sich Wein-Yoga nennen: Menschen, die kopfüber über einer Bank hängen und in lustig aussehenden Positionen, tatsächlich dem Yoga ähnlichen Haltungen, betrunken auf der Straße liegen. Klar lache ich darüber, aber mit dem Übungsweg Yoga hat das nichts zu tun. Ich finde sogar mein Kind schlafend in seinem Bett in einer Yogahaltung vor. Ich lache und lasse ihn so weiter schlafen.
DiQ: Zuletzt: Macht Yoga glücklich?
VB: Ja, Yoga kann glücklich machen. In unserem Körper, in der Muskulatur und dem myofaszialen Gewebe, das alle Muskeln umhüllt, alle Organe an seinem Platz hält und letztendlich unserem Körper Halt gibt, sind viele Rezeptoren eingelagert. Manche reagieren auf Dehnungsreize. Diese Reize senden Infos an unser Gehirn und das sorgt dafür, dass Glückshormone ausgeschüttet werden. Der ganze Vorgang löst ein entspannendes Gefühl in Geist und Körper aus. Somit sind wir nach einer achtsamen Yogapraxis entspannter, fühlen uns eins mit uns selbst und das macht glücklich und zufrieden.