Club & Pop
Best of 15: Die Popakademie in Mannheim feiert Jubiläum
Wie wird man Popmusiker? Viele glauben, man brauche natürlich erst einmal eine gute Portion Talent, dann spielt man in einer Band, probt fleißig, hat erste Auftritte und der Rest ergibt sich irgendwie. In Mannheim wird diese Frage viel konkreter beantwortet: Hier weiß fast jeder, dass angehende Popmusiker an der Popakademie eine umfassende Ausbildung erhalten können. Und das ist bundesweit einmalig: Die Popakademie Baden-Württemberg ist die einzige staatliche Hochschuleinrichtung in Deutschland, die gezielt Bachelor-Studiengänge in Musikbusiness, Popmusikdesign und Weltmusik anbietet und auch weiterführende Perspektiven für Masterstudierende gibt. Begonnen hat das Projekt vor nun genau 15 Jahren: Im Juli 2003 erfolgte der erste Spatenstich für den Neubau im Jungbusch und im Oktober fing das erste Semester für die 54 Pioniere an. Vier Jahre später hatten die ersten davon ihren Bachelor in der Tasche und zahlreiche neue Studierende waren nachgerückt. Seitdem hat sich die Popakademie nicht nur als Ausbildungsstätte etabliert, sondern auch als Kompetenzzentrum für sämtliche Aspekte der Musikbranche. Regelmäßig werden hier Konzerte, Seminare und Workshops durchgeführt, man pflegt Kooperationen mit Hochschulen und Institutionen aus aller Welt und setzt auch ganz gezielt auf Nachwuchsförderung – Stichworte sind hier z.B. „Bandpool“, das Coaching-Tool für Bands und Solokünstler, oder das Projekt „Pop macht Schule“, das Musik ins Klassenzimmer und Jugendliche auf die Bühne bringt. Das Konzept hat Erfolg: Im letzten Jahr erreichte die Popakademie-Absolventin Alice Merton Platin-Status; andere Absolventen managen heute die erfolgreichsten Newcomer und sind in den Chefetagen der Musikwirtschaft angekommen. Mit dem Live-Entertainment-Award LEA und dem ECHO hat die Popakademie als Institution zudem im vergangenen Jahr die beiden wichtigsten Auszeichnungen der deutschen Musikbranche erhalten. Warum gerade Mannheim, inzwischen ja auch UNESCO City of Music, sich als ein so guter Standort für das Projekt erwies, sieht Geschäftsführer Prof. Hubert Wandjo in einer langen Tradition begründet, schließlich war die Stadt seit Anbeginn „ein Platz für Kreativität und Innovation“. Er blickt auf die Geschichte zurück: „Schon der kurfürstliche Hof förderte die Kunst- und Kulturlandschaft. Die Mannheimer Schule, repräsentiert durch Johann Stamitz, setzte musikalische Maßstäbe. So wurde Mannheim zum Magnet für zahlreiche Musiker und zog unter anderem den jungen Mozart in seinen Bann. Jahrhunderte später übertönen noch immer Mannheimer Klänge die Bundesrepublik: Künstler aus Mannheim und der Metropolregion wie Joy Fleming, Edo Zanki, Julia Neigel, Pe Werner, Laith Al-Deen, die Söhne Mannheims oder Xavier Naidoo prägten in den vergangenen 50 Jahren das Bild der deutschen Popmusikkultur.“ Heute sind es Künstler des Hauses, zum Beispiel Joris und Max Giesinger, die ganz oben in den Charts angelangt sind – hinter ihnen und weiteren erfolgreichen Musikern wie Felix Jaehn, Cro oder Tim Bendzko stehen Manager und Labelchefs, die an der Popakademie ausgebildet wurden. Das Konzept der Verzahnung künstlerischen Schaffens mit der Wirtschaft geht demnach rundum auf – der Geschäftsführer und Künstlerische Direktor Prof. Udo Dahmen beschreibt es so: „Ein Absolvent der Popakademie im künstlerischen Bereich ist nach meiner Vorstellung eine eigenständige Musikerpersönlichkeit, die mit Hilfe des Studiums die Fähigkeiten erworben hat, ihre Musik professionell zu komponieren, aufzuführen, zu produzieren und zu vermarkten. Gleichzeitig wird das unternehmerisch-wirtschaftliche Know-how gestärkt, denn Künstler leben in einem Patchwork zwischen eigener kreativer Arbeit und der Dienstleistung für andere. Die Idee ist: Musiker müssen das Business verstehen und Manager die Musik. Gemeinsame Vorlesungen und Praxisprojekte fördern von Beginn an dieses Verständnis.“ Wie das in der Realität klingt, kann jedermann hören, denn was an der Popakademie entsteht, wird auch in die Stadt und die Region hinausgetragen. Beispielsweise beim Semesterabschlusskonzert am 20.07. in der Alten Feuerwache Mannheim, wo Popakademie-Bands und Solokünstler live on stage stehen, darunter Laura Gideon, FIBEL, die Schlagzeugmafia, Vincent Hall und das Pulse Project. Letzteres ist auch gemeinsam mit Brood Inc. bei einem Special-Konzert am 17.07. ab 20 Uhr im Planetarium zu hören – in jener Woche finden übrigens auch die öffentlichen Live-Prüfungen in den Performance-Räumen der Popakademie statt, wo bei freiem Eintritt zwischen dem 16. und 19.07. täglich ab 12 Uhr packende Live-Gigs gespielt werden.