Club & Pop
Enjoy Jazz 2021 – das Festival für Jazz und Anderes
Sechs Wochen lang prägt der Jazz die Bühnen im Delta: „Enjoy Jazz“ bringt von Anfang Oktober bis Mitte November nahezu täglich die Metropolregion zum Klingen. Aus dem Programm einige Highlights herauszupicken fällt nicht leicht – jede Auswahl ist subjektiv, keine kann alles Erwähnenswerte gleichberechtigt aufzählen. Unser halbes Dutzend an Vorschlägen steht also nur exemplarisch für ein Ganzes, das eben doch immer wieder mehr ist als die Summe seiner Teile. Der erste Tipp geht an Laura Perrudin (Do, 07.10., 20 Uhr, Karlstorbahnhof, HD), eine experimentierfreudige Jazzerin, die mit Gesang, Jazz, elektronischen Effektgeräten und elektrischer Harfe geradezu Björk’sche Klangwelten schafft. Der Sängerin und Klarinettistin Angel Bat Dawid gilt die zweite Empfehlung nur fünf Tage später am gleichen Ort: Aufgenommen hatte ihren eigentümlich intimen Mix aus Gospel, Hip-Hop und Spiritual Jazz einerseits lo-fi mit dem eigenen Mobiltelefon, andererseits konnte sie das hippe Label „International Anthem“ dafür begeistern, es genau so zu veröffentlichen. Schon das smarte Albumcover setzt ein Statement, denn für Angel Bat Dawid gilt: „Wenn das, was du tust, nicht spirituell ist, ist es keine Musik!“ – politisch und antirassistisch ist das, was sie tut, sowieso!
Theo Croker setzt den nächsten Schwerpunkt: Sein Großvater hat als Trompeter an der Geschichte des Jazz mitgeschrieben; doch das ist bei Weitem nicht seine einzige Prägung: „Ich bin genauso vom Jazz wie von HipHop, R&B, Rock, World Music, von afrikanischer Stammesmusik und Ambient oder von chinesischer Musik beeinflusst“, fasst Croker Komplexes kurz zusammen (24.10., Alte Feuerwache, MA). Zwei Tage später ebenfalls in der Feuerwache: Greg Foat. Noch im Sommer 2020 konnte man lesen, dass es sich beim Pianisten, Komponisten und Arrangeur um ein „bislang eher gut gehütetes Geheimnis der britischen Jazz-Szene“ (Radio Eins) gehandelt habe. Zwar hat sich Foat auf der Insel seit 2011 mit seinem Output einen erstklassigen Ruf erarbeitet, nur mochte er sich nicht zwischen der Vielzahl seiner Vorlieben entscheiden. Mit der Greg Foat Group wildert er in einem Terrain, das man am besten mit British-Proto-Prog-Fusion umschreibt, er arbeitet als DJ und schätzt das Konzeptuelle.
Nach Ludwigshafen geht’s zu Sarah Chaksad: Die Schweizerin ist ohne Frage eine ausgezeichnete Saxofonistin und Komponistin. Zusammen mit Patrick Zosso hat sie gerade die neue Label-Plattform „Clap Your Hands“ auf die Beine gestellt. Das erste Projekt: ein Album mit ihrem Septett „Songlines“, das man ganz klassisch als CD oder Download beziehen kann, aber auch als Newsletter. Dann erhält man jeden Monat einen Track samt Hintergrundinformationen zur jeweiligen Komposition, Geschichten und Antworten zu allen Fragen, die man Musikerinnen gerne schon immer mal stellen wollte. Chaksad versteht es, durch die Verschmelzung vertrauter Sounds versponnene Klanglandschaften zu erschaffen, hat ein Händchen für reizvolle Melodielinien und vermag es, durch harmonische und rhythmische Komplexität stetig Überraschungsmomente zu erzeugen (Fr, 29.10., 20 Uhr, BASF-Gesellschaftshaus, LU). Ben Wendel aus Kanada bespielt am So, 31.10. schließlich die Bühne des BASF-Feierabendhauses Ludwigshafen: Gebürtig in Vancouver, aber längst in New York lebend, gehört der Saxofonist einerseits zu den Gründungsmitgliedern der erfrischend undogmatischen, mit Jazzbesetzung zwischen Fusion, Post-Rock und Hip-Hop switchenden Band Kneebody, andererseits reicht die Palette seiner Auftritte als Sideman von Tigran Hamasyan über Taylor Eigsti und Prince bis Snoop Dogg und Daedelus. Oder er tritt unter eigenem Namen auf und zeigt sich als Solist wie als Komponist von seiner besten Seite…